Politik

AWMF positioniert sich zur Gesundheitspolitik nach der Bundestagswahl

  • Dienstag, 3. Dezember 2024
/Foto-Ruhrgebiet, stock.adobe.com
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Berlin – Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) hat ihre Forderungen für die kommende Legislaturperiode 2025-2029 formuliert. Adressiert werden drängende Herausforderungen im Gesundheitswesen – darunter Bürokratieabbau, Digitalisierung und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Wichtig ist der AWMF, die im Auftrag ihrer 184 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften handelt, dass eine evidenzbasierte Medizin den Mittelpunkt einer patientenorientierten Versorgung bildet. „In der letzten Legislaturperiode konnte eine gute Kooperation zwischen Gesundheitspolitik und wissenschaftlicher Medizin etabliert werden – diese gilt es mit der neuen Regierung zu vertiefen“, sagte Rolf-Detlef Treede, Präsident der AWMF. „Durch ihre politischen Forderungen tritt die AWMF für eine patientenzentrierte qualitativ hochwertige Versorgung für die Zukunft ein.“

Neue strategische Schwerpunkte sehen die Fachgesellschaften bezüglich der Steigerung der Qualität von Forschung und Versorgung durch Digitalisierung der Medizin unter der Prämisse international einheitlicher Daten- und Kommunikationsstandards (Interoperabilität) sowie einer nachhaltigen Gesundheitsversorgung, die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte verbindet.

Zu den sieben Kernanliegen der AWMF für die neue Legislatur gehört an erster Stelle eine gute Kooperation zwischen Gesundheitspolitik und wissenschaftlicher Medizin. Die AWMF wünscht dabei eine intensivere Zusammenarbeit mit der Gesundheitspolitik, um evidenzbasiertes Wissen frühzeitig in Entscheidungsprozesse einzubringen. Themen sollten nach ihrer Ansicht künftig stärker gemeinsam bearbeitet werden.

Da Leitlinien essenziell für eine qualitativ hochwertige, evidenzbasierte Versorgung sind, fordert die AWMF zweitens eine Ausweitung der bisherigen Förderung, die sich bislang auf die Erstellung von Leitlinien konzentriert, um deren Implementierung in die Praxis zu erleichtern. Dies soll durch finanzielle Unterstützung und digitale Werkzeuge geschehen.

Drittens ist nach Ansicht der AWMF eine ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen notwendig. Dies erfordere eine bessere Prävention und patientenzentrierte Ansätze. Hierzu sollten bestehende Leitlinien mit hoher Priorität umgesetzt werden.

Die AWMF kritisiert die zunehmende Regulierung in der medizinischen Forschung. Um drängende Forschungsfragen zu lösen, sollten, so die vierte Forderung, Hürden abgebaut und öffentliche Förderungen ausgeweitet werden. Das Medizinforschungsgesetz von 2024 enthält aus Sicht der Fachgesellschaften wichtige Elemente, die auch der Beschleunigung industrieunabhängiger klinischer Studien nutzen könnten. Um das Ungleichgewicht zwischen diesen und kommerziell finanzierten Studien zugunsten der ersteren zu verschieben, sei jedoch mehr öffentliche Förderung mit niedrigschwelligem Zugang nötig.

Die Digitalisierung bietet aus Sicht der medizinischen Fachgesellschaften große Chancen für eine effizientere Versorgung, Forschung und Patienteninformation. Die AWMF fordert daher fünftens, bürokratische Hürden abzubauen und Interoperabilität sicherzustellen. Zudem sollten digitale Strukturen stärker genutzt werden, um Leitlinien besser zu integrieren und ihre Implementierung zu beschleunigen.

Die COVID-19-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig Infektionsschutz sei, so die AWMF. Als sechste Forderung mahnt sie daher Maßnahmen wie Antibiotic Stewardship, die Förderung neuer Antiinfektiva und ein konsequenteres Vorgehen gegen resistente Keime an. Der Schutz vor Infektionen sollte dabei sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin gestärkt werden.

Um die wissenschaftliche Basis der Medizin zu sichern, fordert die AWMF als siebten Punkt bessere rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen für eine umfassende Ausbildung in wissenschaftlichen Methoden. Davon profitiere nicht nur die Forschung, sondern auch die Versorgungsqualität in der Praxis.

ER

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