Azithromycin: FDA warnt vor potenziellen Herzrhythmusstörungen

Rockville – Die US-Arzneibehörde FDA hat die Sicherheitshinweise zu dem Antibiotikum Azithromycin erneuert. Das beliebte Makrolid kann über eine Verlängerung der QT-Zeit Torsades de pointes und ein tödliches Kammerflimmern auslösen.
Das Risiko war im Mai letzten Jahres in einer Datenbankanalyse von Begünstigten der staatlichen Krankenversorgung für Bedürftige (Medicaid) entdeckt worden. Die übliche 5-tägige Antibiotikatherapie mit Azithromycin war dort mit einem Anstieg der kardiovaskulären Todesfälle (Hazard Ratio HR 2,88) und der Gesamttodesfälle (HR 1,85) assoziiert gewesen (NEJM 2012; 366: 1881-90).
Nach Einschätzung der FDA weist die retrospektive Kohortenstudie zwar Einschränkungen auf. Sie betreffen die fehlende Randomisierung, die Verwendung von Totenscheinen zur Identifizierung von Fällen, die ambulante Anwendung und die Auswertung der Daten. Doch im Fazit stimmt die FDA den Autoren zu, zumal eine vom Hersteller durchgeführte Studie inzwischen die Möglichkeit einer QT-Verlängerung bestätigt hat.
Das Risiko eines tödlichen Zwischenfalls ist aber offenbar gering. Die FDA rechnet bei Herzgesunden mit einem zusätzlichen Todesfall auf 111.000 Verordnungen. Bei Hoch-Risiko-Patienten steigt die Rate jedoch auf 1 zu 4.100 Verordnungen an. Die FDA rät den Ärzten deshalb dringend zur Vorsicht insbesondere bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen, bekannten EKG- oder Elektrolytveränderungen oder solchen Patienten, die Antiarrhythmika der Klasse IA (Chinidin, Procainamid) oder Klasse III (Dofetilid, Amiodaron, Sotalol) erhalten.
Die Ärzte müssen hier die Notwendigkeit der Antibiotika-Therapie mit den Risiken abwägen, von denen allerdings auch einige Therapiealternativen nicht frei sind: Fluorchinolone und die beiden anderen häufig verordneten Makrolide Erythromycin und Clarithromycin können ebenfalls das QT-Intervall verlängern.
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