BÄK weist auf die Realität des Ärztemangels hin

Berlin – Der Ärztemangel ist Realität. Das hat die Bundesärztekammer (BÄK) am 1. März betont. Sie trat damit einer Darstellung des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen entgegen, wonach es nicht zu wenige Ärzte in Deutschland gebe, sondern diese nur falsch verteilt seien.
„Ein Blick in den Stellenmarkt des Deutschen Ärzteblattes offenbart jede Woche aufs Neue, dass die Nachfrage nach Ärzten in Klinik und Praxis steigt. In vielen Regionen ist der Ärztemangel inzwischen eine tägliche Erfahrung mit gravierenden Folgen für die medizinische Versorgung“, sagte BÄK-Präsident Jörg-Dietrich Hoppe.
Patienten müssten lange auf Termine warten und weite Wege bis in die nächste Arztpraxis in Kauf nehmen. In den Krankenhäusern blieben viele Stellen unbesetzt, in einigen Abteilungen seien dies mittlerweile sogar bis zur Hälfte aller Stellen.
Zudem würden bis zum Jahr 2020 fast 24.000 Hausärzte aus dem System ausscheiden. Erheblicher Ersatzbedarf entstehe in den neuen Ländern. In den Krankenhäusern würden in zehn Jahren fast 20.000 Ober- und Chefärzte altersbedingt in den Ruhestand gehen. Die Ärzte, die nachrückten, hätten oftmals andere Lebensperspektiven als ihre Vorgängergeneration.
Um Beruf, Familie und Freizeitgestaltung miteinander in Einklang zu bringen, arbeiteten viele Mediziner Teilzeit. Dadurch sinke das ärztliche Arbeitszeitvolumen. Nach der Arztzahlstudie der BÄK betrug die durchschnittliche Wochenarbeitszeit 1991 38,1 Stunden, 2007 waren es 33,2 Stunden.
„Da nützt es wenig, wenn die Krankenkassen aus Furcht vor steigenden Kosten das Problem des Ärztemangels klein reden“, sagte der BÄK-Präsident. Die Koalition zeigt laut Hoppe zumindest den Willen, die Ursachen des Ärztemangels zu bekämpfen.
Sicherstellungszuschläge in unterversorgten Gebieten, familienfreundlichere Arbeitsplätze an den Kliniken und bessere Studienbedingungen für angehende Mediziner könnten dazu beitragen, wieder mehr junge Menschen für den Arztberuf zu begeistern.
Hoppe reagierte mit dieser Stellungnahme auf eine Darstellung des GKV-Spitzenverbandes. „Wir haben in überversorgten Gebieten 25.000 niedergelassene Ärzte zu viel und in Mangelregionen lediglich 800 niedergelassene Ärzte zu wenig. Offensichtlich haben wir ein Verteilungs- und kein Mengenproblem“, hatte dessen stellvertretender Vorsitzende, Johann-Magnus von Stackelberg, am gestern geäußert. Er forderte, Zuschläge für Ärzte in potenziellen Mangelregionen müssten mit Abschlägen in Gebieten mit zu vielen Ärzten einhergehen.
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