Bahr: Zahl der EHEC-Todesfälle auf 25 gestiegen

Berlin – Die Zahl der EHEC-Todesfälle in Deutschland ist weiter gestiegen. Bislang seien 25 Menschen im Zusammenhang mit dem gefährlichen Darmkeim gestorben, teilte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) am Mittwoch in Berlin nach einem Spitzentreffen mit.
„Es ist leider auch nicht auszuschließen, dass noch weitere Todesfälle zu verzeichnen sind“, fügte er hinzu. Auch sei nicht auszuschließen, dass in den kommenden Tagen weitere Infektionen festgestellt würden.
Dennoch gibt es Bahr zufolge auch eine positive Entwicklung. Die Anzahl der Neuinfektionen sei in den vergangenen Tagen fortwährend rückläufig gewesen. „Das heißt nicht, dass in einzelnen Regionen nicht ein Anstieg zu verzeichnen ist“, fügte er hinzu.
Die Verzehrs- und Hygieneempfehlungen des Robert Koch-Instituts würden weiterhin aufrecht gehalten. Der Verbraucherschutz und die Gesundheit der Bürger hätten oberste Priorität, betonte der Minister.
Angesichts der zunehmenden Kritik am EHEC-Krisenmanagement, hätten sich die Gesundheits- und Verbraucherminister sich darauf verständigt, die Erfahrungen aus der EHEC-Krise nach Bewältigung des Geschehens zu analysieren und zu schauen, wo es möglicherweise Verbesserungen geben könnte, sagte Bahr weiter. Die Evaluierung solle im Rahmen der kommenden Ministerkonferenzen geschehen. Jetzt sei „nicht der richtige Zeitpunkt für Strukturdiskussionen”, sagte Bahr.
Mehr als 1.900 Menschen seien mittlerweile mit dem EHEC-Erreger infiziert, sagte die Bremer Gesundheitssenatorin Ingelore Rosenkötter (SPD). Etwa 670 Patienten litten am Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS).
Das Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie forderte einen Regierungskoordinator zum Schutz er Bevölkerung vor Infektionsgefahren und für das Krisenmanagement beim Auftreten gefährlicher Erreger.
Ein Beauftragter der Bundesregierung solle die Zusammenarbeit zwischen den Ministerien für Gesundheit, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verbessern, sagte der Seuchenbiologe und Direktor des Insituts, Stefan Kaufmann der Tageszeitung Die Welt.
„Global betrachtet, fördert die Armut die Entstehung und Ausbreitung von Seuchen. Also müssen auch das Entwicklungshilfeministerium und das Auswärtige Amt mit eingebunden werden. Und natürlich auch das Forschungsministerium“, fügte er hinzu.
Derzeit meldeten sich die einzelnen Minister mit den Leitern ihrer nachgeordneten Behörden zu Wort. So entstehe der Eindruck, als hechle die Politik den Ereignissen hinter. „Erst Gurken, dann Sprossen. Das verunsichert die Menschen unnötig“, sagte Kaufmann.
Bahr wies die Forderung nach einer zentralen Koordinierungsstelle erneut zurück. Es sei nicht entscheidend, ob es eine zentrale Behörde gebe, sondern dass die Kooperation zwischen den Behörden und Ministerien funktioniere.

Die SPD warf dem Gesundheitsminister vor, er habe die Einrichtung eines Krisenstabs „überheblich abgelehnt“ und damit die Situation nicht ernst genommen. Es habe fünf Wochen gedauert, bis es ein Treffen mit den Gesundheitsministern der Länder gegeben habe, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann, am Mittwoch in Berlin.
Der EU-Gesundheitskommissar John Dalli forderte die deutschen Behörden zu einer engen Zusammenarbeit mit ausländischen Experten auf. „Wir müssen auf die Erfahrung und die Expertise in ganz Europa und sogar außerhalb Europas setzen“, sagte Dalli.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: