Politik

Barmer bemängelt fehlende Transparenz bei Pflege-Wohn­ge­meinschaften

  • Donnerstag, 20. Februar 2020
/dpa
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München – Die Barmer hat sich für mehr Transparenz bei betreutem Wohnen sowie bei Wohnge­meinschaften (WGs) für Pflegebedürftige ausgesprochen. Zum Schutz der Bewoh­ner sollte mehr Transparenz über die Qualität hergestellt werden.

„Die neuen Wohnformen erscheinen für Bewohner finanziell attraktiv“, begründete die Barmer-Landesge­schäfts­füh­re­rin Claudia Wöhler heute in München bei der Vorstellung des Barmer-Pflegereport 2019 den Vorstoß. Allerdings böten sie in der Qualität der Pfle­ge nicht immer, was sie versprechen.

Dem Report zufolge verursachen betreutes Wohnen und Pflege-WGs im Vergleich zu Pfle­geheimen zwar höhere Kosten, weil sie ambulante Pflegeleistungen mit Elementen der stationären Pflege und der gesetzlichen Krankenversicherung kombinieren könnten. Den­noch sei die Versorgung der Pflegebedürftigen oft schlechter.

„Es ist nicht nachvollziehbar, dass stationäre Pflegeeinrichtungen nach festen Kriterien regelmäßig geprüft werden, während Pflege-WGs und Servicewohnungen ohne Qualitäts­vor­gaben, -prüfungen, Baubestimmungenen und Personal- und Fachkraftquoten ihre Leistungen anbieten und in Rechnung stellen können“, kritisierte die Barmer.

Die Folgen laut Pflegereport: Im Gegensatz zu den Bewohnern der neuen Pflegeformen sehen Heimbewohner häufiger ihren Hausarzt, liegen sich deutlich seltener wund und kommen weniger oft wegen Krankheiten, die auch ambulant behandelt werden können, in eine Klinik.

Die Leiterin des Bereichs Pflege des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) in Bayern, Johanna Sell, berichtete: „Der MDK Bayern wird zunehmend auch mit Beschwerden von Angehörigen oder Pflegepersonen konfrontiert, die sich über die Ver­sorgung in Pflege-WGs beklagen.“

Da es für diese keine vorgeschriebenen Qualitäts­prüfungen gebe, fielen Pflegemängel eher zufällig im Rahmen von Pflegebegutachtungen oder auch bei der Überprüfung von ambulanten Diensten auf.

„Hier muss der Gesetzgeber dringend nacharbeiten. Neben spezifischen Qualitätsvorga­ben braucht es auch eine Rechtsgrundlage für Qualitäts­prüfungen“, forderte Sell.

Laut Barmer ist etwa jede dritte Pflege-WG oder betreutes Wohnen in Deutschland in den letzten zehn Jahren entstanden. Aktuell existierten bundesweit bis zu 8.000 betreute Wohn­anlagen und 4.000 Pflege-Wohngemeinschaften.

Im Freistaat leben demnach derzeit rund 3.000 Menschen in 403 Pflege-WGs. Allerdings gilt noch immer: Von den mehr als 419.000 bayerischen Pflegebedürftigen wurden nach den jüngsten Daten etwa drei Viertel zu Hause betreut.

dpa

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