Medizin

Barrett: Laser-Kapsel am Faden verbessert Endoskopie

  • Montag, 14. Januar 2013
Uploaded: 14.01.2013 16:26:42 by mis
Wellman Center for Photomedicine, Massachusetts General Hospital

Boston – US-Ingenieure haben eine neue Methode zur Endoskopie des Ösophagus entwickelt, die die Unter­suchungszeit stark verkürzt und dabei mehr Informationen liefert als die konventionelle Endoskopie. Erste klinische Versuche in Nature Medicine (2013; doi: 10.1038/nm.3052) zeigen, dass die Methode zum Screening auf ein Barrett-Ösophagus geeignet sein könnte.

Für die Endomikroskopie schlucken die Patienten eine Kapsel von der Größe einer (recht großen) Multivitamintablette. Sie ist an einem „Faden“ befestigt. Er enthält eine Glasfaser, die einen Laserstrahl zur Kapsel sendet. Von dort aus tastet ein rotierender Laserstrahl während der Passage der Kapsel durch den Ösophagus die Oberfläche der Schleimhaut ab.

Die Reflexionen werden mittels eines kleinen Sensors in der Kapsel aufgefangen und über den „Faden“ an das Steuergerät geleitet. Dort werden dann die wenige Quadratmikrometer kleinen Bildschnipsel zu einer flächigen Abbildung zusammengesetzt, die laut Gary Tearney vom Wellman Center for Photomedicine am Massachusetts General Hospital in Boston die Möglichkeiten einer optischen Endoskopie bei weitem übertreffen.

Denn das „optical frequency domain imaging“ (OFDI), wie das neue bildgebende Verfahren genannt wird, liefert detaillierte Aufnahmen von der Oberfläche der Schleimhaut in einer Vergrößerung, die mit der konventionellen Endoskopen nicht erreicht wird. Dabei erlaubt die OFDI nicht nur eine dreidimensionale Darstellung der Oberfläche. Es sind auch Einblicke in tiefere Schichten der Schleimhaut möglich (vergleichbar mit der optischen Kohärenztomographie in der Augenheilkunde).

Die Untersuchung ist zudem für den Patienten angenehmer und kürzer. Das Schlucken der Kapsel bereite den Patienten keine Schwierigkeiten, versichert Tearney, eine Sedation sei nicht erforderlich. Und während eine optische Endoskopie bis zu 90 Minuten dauert, sei die Kapsel-Endomikroskopie nach etwa sechs Minuten abgeschlossen.

In der Studie, die an Tearney an 13 Versuchspersonen durchführte (sieben Patienten mit Barrett-Ösophagus und sechs Gesunde) benötigten die Untersucher nur vier Passagen – bei denen die Kapsel am Faden zweimal hochgezogen und zweimal runtergelassen wurde – für die komplette Darstellung des unteren Ösophagus, wo es beim „Barrett“ infolge eines chronischen Refluxes zum Umbau der Schleimhaut kommt, die Vorbote einer Krebserkrankung ist.

Die Früherkennung des Barrett-Ösophagus ist, nicht zuletzt aufgrund des großen zeitlichen Aufwands, umstritten. Die Kapsel-Endomikroskopie könnte dies ändern, da sie (noch) risikoloser und angenehmer für den Patienten sowie zeit- und kostensparender für die Untersucher und die Kassen sei, so Tearney. Die Einblicke in tiefere Schichten des Ösophagus versprechen außerdem eine genauere Diagnostik.

Einziger Nachteil gegenüber der optischen Endoskopie ist die fehlende Möglichkeit zur Probenentnahme. Tearney glaubt jedoch, dass die OFDI viele Biopsien überflüssig macht. Ob sich die Methode tatsächlich zum Screening eignet, lässt sich auf der Basis von sieben Patienten natürlich nicht vorhersagen. Es bleibt abzuwarten, ob die Technik sich in weiteren Studien als sensitiv erweist und gleichzeitig eine Überdiagnose vermeidet.

rme

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