Bayern: Probelauf der elektronischen Patientenakte für Flüchtlinge
Ingolstadt – Eine elektronische Patientenakte für Flüchtlinge und Asylbewerber hat die Bayerische TelemedAllianz zusammen mit dem Bayerischen Gesundheitsministerium und anderen Partnern in Ingolstadt eingeführt.
„Eine nicht erkannte ansteckende Krankheit stellt für das Praxispersonal ein gesundheitliches Risiko dar, da unter Umständen besondere Schutzmaßnahmen nicht ergriffen wurden. Diese Gefahr ließe sich durch einen verbesserten Informationsfluss zwischen den behandelnden Einrichtungen vermeiden“, sagte Siegfried Jedamzik, Geschäftsführer der Bayerischen TelemedAllianz.
Bislang werden die gesundheitlichen Daten von ankommenden Asylbewerbern nicht zentral dokumentiert und laut der Allianz auch meist nicht an die weiterbehandelnden Ärzte geleitet. Insbesondere wenn der Patient der deutschen Sprache nicht mächtig sei, fehlten somit oft wichtige, für eine erfolgreiche Behandlung benötigte Details zur Krankengeschichte. Das soll sich mit der elektronischen Patientenakte jetzt ändern: Sie soll den behandelnden Ärzten alle relevanten medizinischen Informationen zur Verfügung stellen.
Das Konzept dazu hat die Bayerische TelemedAllianz zusammen mit der CGM Deutschland AG und den in den Unterbringungen für Asylsuchende tätigen Ärzten entwickelt. Weiterhin im Projekt involviert ist neben dem Ärztenetz GO IN, dem Ärztlichen Kreisverband Ingolstadt-Eichstätt, dem Klinikum Ingolstadt, dem Betreiber der Unterkünfte für Asylbewerber PulsM GmbH und dem Gesundheitsamt Ingolstadt auch die Regierung von Oberbayern.
Die Vorgehensweise ist „einfach und unbürokratisch“, sagte Matthias Leu von der CGM Deutschland AG: „Für jeden Asylbewerber wird eine eigene elektronische Asylakte angelegt. Die vom Gesundheitspersonal in den Flüchtlingseinrichtungen ermittelten Untersuchungsergebnisse sowie die zugehörigen Behandlungsschritte werden über ein Arztinformationssystem in der elektronischen Asylakte dokumentiert“, erläuterte er.
Bei Anlegen einer neuen Asylakte werde automatisch ein Zugangscode generiert und zum Ausdruck bereitgestellt. Über diesen Code können später andere Ärzte die Patientenakte einsehen. Dies sei unabhängig vom jeweils genutzten Arztinformationssystem des Arztes und daher keine Insellösung, so Leu. Er betonte, die neue Akte erfülle alle Auflagen des Datenschutzes.
Das Projekt in Ingolstadt umfasst vier Ankunfts- und Rückführungseinrichtungen. Bei Erfolg soll es auch in anderen Regionen eingeführt werden, hieß es aus der Telemedizin-Allianz.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: