Gesundheit

Begünstigt Intervallfasten die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes?

  • Dienstag, 12. Juni 2018

Der regelmäßige Verzicht auf das Essen, als intermittierendes Fasten derzeit eine Modediät, scheint nicht allen zu bekommen. Wistar-Ratten, die über drei Monate nur jeden zweiten Tag gefüttert wurden, verloren zwar wie erhofft an Gewicht. Die Gewichtsreduktion wurde jedoch vor allem durch einen Abbau der Muskelmasse erzielt. Das viszerale Fettgewebe nahm dagegen zu. Außerdem vergrößerten die Fressattacken an den Tagen, an denen die Labortiere genügend Futter im Käfig fanden, den Magen.

Schlimmer noch: Die Tiere entwickelten eine Insulinresistenz, die langfristig zum Typ-2-Diabetes führen kann. Im Pankreas fand das Team um Ana Bonassa von der Universität Sao Paulo in Brasilien, das seine Studienergebnisse jetzt auf der Jahrestagung der European Society of Endocrinology in Barcelona vorstellte, Zeichen einer Schädigung der Betazellen. Sie vermutet, dass freie Radikale die stoffwechsel­aktiven Zellen geschädigt haben könnten.

Die Reaktion der Experten fiel zurückhaltend aus. Ratten seien keine Menschen, meinte Nicola Guess vom King’s College London, und die Ergebnisse einer einzelnen tierexperimentellen Studie sollten niemanden beunruhigen. Der Verzicht auf eine Nahrungszufuhr an ein oder zwei Tagen in der Woche könne den meisten Menschen helfen, ihr Gewicht zu regulieren, meint die Ernährungswissenschaftlerin.

Der Endokrinologe Simon Cork vom Imperial College London wies darauf hin, dass die Tiere ja noch nicht am Typ-2-Diabetes erkrankt wären. Cork erklärte aber auch, dass der menschliche Körper bei einem extremen Nahrungsmittelmangel durchaus in einer der Weise reagieren könnte, wie dies in den Experimenten bei den Ratten der Fall war: Der Abbau von Muskelmasse und das Anlegen von Fettreserven sei eine in Hunger­zeiten sinnvolle Überlebensstrategie.

Es sei auch bekannt, dass extremes Fasten unter Umständen zu einer Insulinresistenz führt. Durch die erhöhte Insulinkonzentration könnte es dann bei einer erneuten Nahrungszufuhr rasch zu einer Gewichtszunahme kommen. Auch die Vergrößerung des Magens ist ein ominöses Vorzeichen, da sie den Eintritt der Sättigung verzögert. Bei einem Abbruch des Intervallfastens könnte es deshalb schnell zu einem Jo-Jo-Effekt kommen, den die meisten Betroffenen von früheren Modediäten kennen.

Die American Heart Association hat sich kürzlich in einer Stellungnahme für das Intervallfasten ausgesprochen. Die US-Kardiologen räumen aber ein, dass die langfristigen Auswirkungen beim Menschen bisher nicht untersucht wurden.

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