Behandlungsfehler: Krankenhäuser weisen Zahlen der AOK zurück

Berlin – Deutlichen Widerspruch erhält der AOK-Bundesverband auf seine im Krankenhausreport 2014 vorgestellten Thesen. Der Verband hat unter anderem erklärt, pro Jahr würden in deutschen Krankenhäusern 19.000 Menschen infolge eines Behandlungsfehlers versterben.
„Die im Report behauptete Zahl kann nur eine wissentliche Falschangabe sein“, meinte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Alfred Dänzer. In unverantwortlicher Weise werde offensichtlich das Ziel verfolgt, die Leistungen der Krankenhäuser und ihrer über eine Million Mitarbeiter zu verunglimpfen und die Patienten zu verunsichern.
Die DKG kritisiert insbesondere, dass die Zahlen der AOK auf Analysen aus dem Jahr 2007 beruhten. Seither „hat sich die Bedeutung des klinischen Risikomanagements völlig verändert, zahlreiche Maßnahmen zur Risikominimierung sind in dieser Zeit eingeführt worden“, heißt es in einer Bewertung der DKG. Die Annahmen hätten daher heute keine Gültigkeit mehr.
Die DKG hat zudem die Daten der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern sowie die Gutachten des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) ausgewertet. Erstere hätten im Jahr 2012 1.889 Behandlungsfehler als Ursache für einen Gesundheitsschaden ermittelt, der in 82 Fällen zum Tode geführt habe. Der MDK habe darüber hinaus 2.582 Behandlungsfehler in Krankenhäusern bestätigt. „Selbst unter der Annahme einer hohen Dunkelziffer kommt man bei Weitem nicht auf die von der AOK genannten 19.000 Toten durch Behandlungsfehler“, resümiert die DKG.
Auch der Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD), Josef Düllings, kritisiert die Veröffentlichung der AOK als „unseriös“. Zudem ignoriere die AOK, was in den vergangenen Jahren an Anstrengungen in den Kliniken unternommen worden sei, die Qualität auf allen Gebieten erheblich zu verbessern. Düllings verwies auf „flächendeckend“ eingeführte Risikomanagementsysteme und höhere Hygienestandards. So ließen zertifizierte Zentren ihre Qualität im externen Vergleich regelmäßig messen und würden durch jährliche Audits nach strengen Kriterien geprüft.
„Ob es der AOK wirklich um die Sache geht, darf bezweifelt werden“, erklärte der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery. Vielmehr handle es sich wohl um das durchsichtige politische Manöver, das Thema mit Negativschlagzeilen zu besetzen. Die deutsche Ärzteschaft sei das Problem jedoch frühzeitig und offensiv angegangen.
„Auf vielen Ärztetagen haben wir uns intensiv mit der Patientensicherheit auseinandergesetzt. Wir waren Initiatoren und sind Protagonisten dieses Themas“, so Montgomery. „Es wäre deshalb sehr bedauerlich, wenn die AOK das Thema Patientensicherheit erneut missbraucht, um dem Thema ‚Pay for Performance‘ eine kassenseitige Wendung zu geben.“
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