Behörden melden gehäuftes Auftreten des Guillain-Barré-Syndroms im Gazastreifen

Berlin – Quellen der Vereinten Nationen und das Gesundheitsministerium der palästinensischen Gebiete im Gazastreifen melden ein häufiges Auftreten des eigentlich sehr seltenen Guillain-Barré-Syndroms (GBS).
Zwischen Anfang Juni bis Mitte August soll es demnach in der Region 85 GBS-Fällen mit acht Toten gegeben haben. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat dies in seinem „Public Health Intelligence Wochenbericht“ mitgeteilt.
Danach traten 21 Prozent der Fälle im Juni auf, 55 Prozent im Juli und 24 Prozent in der ersten Augusthälfte. 60 Prozent der Fälle seien männlich, der Großteil (64 %) der Fälle 15 Jahre oder älter.
Die Diagnose der gemeldeten GBS-Fälle beruht dem RKI zufolge auf der klinischen Vorgeschichte und den neurologischen Symptomen der Patienten.
Bei einigen Patienten wurden elektrophysiologische und Liquoruntersuchungen durchgeführt. Proben für einen labordiagnostischen Nachweis, einschließlich des Ausschlusses von Poliomyelitis, wurden nach Israel und Jordanien geschickt. Die Ergebnisse stehen aber noch aus.
Das GBS ist laut einer Information des Universitätsklinikums Heidelberg eine seltene neurologische Erkrankung. Das körpereigene Immunsystem greift dabei irrtümlich einen Teil des peripheren Nervensystems an, wodurch es zur Schädigungen unterschiedlichen Ausmaßes kommt. Die genaue Ursache ist laut dem Klinikum nicht bekannt.
Abhängig vom Verlauf und Schweregrad werden zur Therapie immunmodulatorische Verfahren wie eine intravenöse Gabe von Immunglobulinen oder eine Plasmapherese eingesetzt.
„In Gaza sind aufgrund von Hungersnot, unzureichenden hygienischen Bedingungen und fehlendem Trinkwasser, Infektionen, die eine Ursache von GBS darstellen, weit verbreitet“, informiert das RKI in seinem Wochenbericht. Laut der UN seien Immunglobulinkonzetrate zur Behandlung von GBS in Gaza nicht verfügbar.
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