Medizin

Bei Stottertherapie auf nachgewiesenen Nutzen achten

  • Freitag, 2. Juni 2017

Köln – Stottern stellt für die Betroffenen ein nicht zu unterschätzendes Problem dar. Etwa 1 Prozent aller Kinder und Jugendlichen sowie 0,2 Prozent der Frauen und 0,8 Prozent der Männer leiden darunter. Aber nur für wenige der derzeit angebotenen Stottertherapien liegen auf Basis der vorliegenden Studien eindeutige Empfehlungen vor. Notwendig sind weitere Forschungsprojekte zur langfristigen Effektivität und Effizienz von Therapieverfahren und deren Settings. Zu diesem Ergebnis kommen Katrin Neumann und Koautoren in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes (Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 383–90). Die Autoren fassen in dem Beitrag die neue S3-Leitlinie zur Pathogenese, Diagnostik und Behandlung von Redeflussstörungen zusammen.

Die häufigste Redeflussstörung, von den Autoren als „originäres neurogenes nichtsyndromales Stottern“ definiert, ist eine zentralnervöse Störung des Sprechens und seiner Planung, die in der Kindheit durch genetische Disposition entsteht. Es kommt zu stottertypischen Sprechunflüssigkeiten und damit verbundene vegetative, motorische und emotionale Reaktionen. Das Stottern beginnt meist im Alter von 2-6 Jahren. Bei den meisten Betroffenen kommt es bis zur Pubertät zu einer Remission. Als Risikofaktoren für eine Stotterpersistenz gelten unter anderem männliches Geschlecht und Stottern in der Familie. Eine Stottertherapie sollte unabhängig vom Alter des Betroffenen spätestens 12 Monate nach Stotterbeginn bei persistierender Redeflussstörung angeboten werden.

Auf der Grundlage eines systematischen Literaturreviews beurteilen Katrin Neumann und Koautoren die Wirksamkeit der aktuell angebotenen Stottertherapien.  Empfohlen werden etwa Verfahren der Sprechrestrukturierung (zum Beispiel „Fluency Shaping“, „Camperdown“), bei denen eine neuartige Sprechweise erlernt wird, die stottertypische Unflüssigkeiten nicht aufkommen lassen soll.

Bei Kindern besteht eine starke Evidenz für das Lidcombe-Verfahren, das auf dem Prinzip des positiv verstärkenden Lernens beruht und unter konstanter Mitarbeit der Eltern durchgeführt wird. Nicht angewendet werden sollten medikamentöse, allein oder vorwiegend auf Atemregulation oder rhythmischem Sprechen basierende Behandlungen, Hypnose und unspezifizierte Stottertherapien.

TG

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