Berliner Ärztekammer dringt auf bundesweites Böllerverbot

Berlin – Die Ärztekammer Berlin (ÄKB) hat drei Monate vor Jahresende ein bundesweites Verbot für privates Silvesterfeuerwerk auf die Agenda der Politik gesetzt. In einem Beschluss sprachen sich die Delegierten der Kammerversammlung für ein sofortiges Verkaufs- und Abbrennverbot für F2-Feuerwerk, etwa Raketen, Böller und Fontänen, aus.
Lokale Verbotszonen, die zum Beispiel in unmittelbarer Nähe von Krankenhäusern üblich sind, lehnen die Antragssteller darin als ineffektiv ab. Sie argumentieren, dass dies nur einen Ortswechsel und keinen echten Nutzen erbringen würde.
Zur Begründung verwies die ÄKB auf die Situation an Silvester. „Wir können es nicht weiter hinnehmen, dass jedes Jahr Tausende von Menschen in Deutschland durch privates Silvesterfeuerwerk schwere Verletzungen davontragen und dieses zudem genutzt wird, um Einsatzkräfte anzugreifen“, sagte ÄKB-Präsident Peter Bobbert. Privates Silvesterfeuerwerk sei „nicht mehr zeitgemäß“.
Allein in Berlin wurden nach Angabe der Ärztekammer in der Silvesternacht 2024/25 mehr als 360 Menschen zum Teil schwer verletzt. In einem Fünf-Tage-Zeitfenster um den Jahreswechsel 2023/24 hatte es 781 augenärztlich behandelte Verletzungen gegeben, wie die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) damals mitgeteilt hatte. Darunter seien 60 Prozent Unbeteiligte gewesen und 40 Prozent minderjährig.
Im Mai dieses Jahres hatten die Delegierten des 129. Deutschen Ärztetags in Leipzig einen Antrag für ein bundesweites Böllerverbot angenommen und Alternativen wie Lasershows empfohlen. Bereits im Jahr 2022 hatte sich der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, für ein bundesweites Verbot eingesetzt, weil die „ungeregelte Knallerei“ die Umwelt belaste, mit Blick auf den Krieg in der Ukraine nicht in die Zeit passe und zahlreiche Verletzte verursache.
Bundesweit wird seit mehreren Jahren immer wieder über Böllerverbote politisch diskutiert. Die Grünen hatten als Oppositionspartei im Jahr 2019 Verschärfungen verlangt.
Zuletzt war nach Ausschreitungen an Silvester Anfang dieses Jahres ein allgemeines Böllerverbot vom damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der damaligen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) abgelehnt worden. Auch der ehemalige FDP-Generalsekretär Marco Buschmann hatte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gesagt, dass ein generelles Verbot unangemessen sei und einer „Kollektivhaftung“ gleichkäme.
Im Wahlprogramm der Grünen zur Bundestagswahl war ein ganzjähriges, bundesweites Verkaufsverbot für privates Feuerwerk vorgesehen. Dass ein solches Verbot kommt, ist eher unwahrscheinlich: Im Koalitionsvertrag von Union und SPD findet sich ein solches Vorhaben nicht.
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