Beske warnt vor überstürzten Leistungskürzungen
Berlin – Mit Blick auf erhebliche Kürzungen bei Gesundheitsleistungen beispielsweise in Großbritannien hat Fritz Beske heute in Berlin davor gewarnt, die finanziellen Belastungen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Deutschland weiter herunterzuspielen.
Die vor kurzem veröffentlichten Informationen zu Leistungskürzungen des britischen National Health Service beinhalteten unter anderem das Einsetzen von Hüft- und Knieendoprothesen, Mandeloperationen und Operationen bei Krampfadern.
„Wenn dieses Vorgehen den gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland erspart werden soll, muss die Gesundheitspolitik endlich anfangen, öffentlich darüber zu diskutieren, was mit den in Zukunft zur Verfügung stehenden Mitteln geleistet werden kann und was nicht“, sagte Beske bei der Vorstellung seiner neuesten Studie.
Beske erklärte, schon bald würden die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Sozialsysteme hierzulande spürbar. „Gebraucht wird ein ganzes Bündel von Maßnahmen, wenn unser solidarisches Gesundheitswesen auf die Zukunft ausgerichtet werden soll. Denn der Mangel an Geld ist vorhersehbar“, so Beske. Statt stille Rationierung zu tolerieren, solle man geordnet über Leistungszuteilungen und –einschränkungen diskutieren und entscheiden, also priorisieren.
Dazu hat der Arzt und Wissenschaftler in seiner jüngsten Studie eine Vielzahl von Vorschlägen unterbreitet, die er alle einem einfachen Prinzip unterstellt: „Man kann nur so viel ausgeben, wie man hat.“ Unabdingbar ist es nach seiner Auffassung, den großen Leistungsumfang, den das Sozialgesetzbuch V umschließt, neu zu fassen und gegebenenfalls einzuschränken.
Darüber hinaus fordert Beske, die GKV nicht weiter öffentliche Aufgaben wie die Familienmitversicherung finanzieren zu lassen beziehungsweise von staatlicher Seite für bestimmte Leistungen kostendeckende Beiträge zu überweisen, beispielsweise für die Krankenversicherung von Arbeitslosen. Hinzu kommen zahlreiche Einzelvorschläge, beispielsweise die Zuzahlung zu jeder psychotherapeutischen Einzelbehandlung, die Wiedereinführung von Karenztagen im Krankheitsfall, aber auch die Überprüfung von Leistungen wie Wunschkaiserschnitten.
Die Studie ist als Band 121 in der Schriftenreihe des Fritz Beske Instituts für Gesundheits-System-Forschung in Kiel erschienen. Sie trägt den Titel „Solidarische, transparente und bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung im demografischen Wandel durch Priorisierung und Rationierung – Begründung und Vorschläge“. Sie kann gegen eine Schutzgebühr von zehn Euro zuzüglich Versandkosten bestellt werden unter info@igsf-stiftung.de beziehungsweise der Telefonnummer 0431/ 800 600.
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