Bestimmte PFAS-Chemikalien scheidet der Mensch rasch aus

Berlin – Bestimmte Industriechemikalien, die Menschen vor allem über Lebensmittel und Trinkwasser aufnehmen, bauen sich einer Studie zufolge schneller im menschlichen Körper ab als bisher angenommen (Environment International 2024, DOI: 10.1016/j.envint.2024.109047).
Unter die Lupe genommen wurden in der Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sogenannte Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), auch Ewigkeitschemikalien genannt. Für die Studie verglichen die Fachleute 15 PFAS-Verbindungen.
Ein Wissenschaftler machte dafür einen Selbstversuch und nahm ein niedrig dosiertes Gemisch aus PFAS-Chemikalien zu sich. Der gesunde freiwillige Proband ist ein Autor der Studie und medizinischer Leiter der Fachgruppe „Risiken besonderer Bevölkerungsgruppen und Humanstudien“.
Der 67-Jährige benötige als Arzt keine Genehmigung der Ethikkommission für den wissenschaftlichen Selbstversuch, schreiben die Forschenden, da er ihn in eigener Verantwortung und mit Zustimmung des Institutsleiters durchführe.
Über einen maximalen Zeitraum von 450 Tagen bestimmten die Arbeitsgruppe bei dem Probanden die Ausscheidung der PFAS-Verbindungen im Plasma, im Urin im und Stuhl. Dem BfR zufolge ist diese Untersuchung die erste ihrer Art.
„Entscheidend ist die Länge der Kohlenstoffkette des Moleküls. Kurzkettige PFAS werden rascher ausgeschieden“, teilte das BfR mit. Sie hätten nur eine Halbwertszeit von Tagen bis Wochen, langkettige PFAS dagegen eine von bis zu mehreren Jahren.
Kurzkettige Verbindungen würden vor allem mit dem Urin ausgeschieden. Langkettige Verbindungen hingegen könnten in der Niere aus dem gebildeten Urin zurückgeholt werden. „Ihre Ausscheidung über den Urin ist daher nur sehr gering, was ihre lange Verweildauer im Körper erklärt.“
PFAS werden in zahlreichen Verbraucherprodukten eingesetzt, zum Beispiel in Kosmetika, Kleidung oder Kochgeschirr. Die Chemikalien gelten als besonders langlebig und stabil. Sie haben sich weltweit in der Umwelt verteilt und werden in kleinen Mengen über Nahrung und Trinkwasser aufgenommen.
Für die Risikobewertung des BfR seien die Ergebnisse sehr wichtig, schreibt das Institut. Vor allem das Wissen über die Halbwertszeiten sei im Falle einer Kontamination von Lebensmittel oder Trinkwasser entscheidend.
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