Betablocker bei Patienten mit Herzinsuffizienz plus Vorhofflimmern nicht erste Wahl

Birmingham – Betablocker eignen sich nicht als Standardtherapie, um die Prognose von Patienten zu verbessern, die gleichzeitig unter einer Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern leiden. Das berichten Wissenschaftler um Dipak Kotecha vom Centre of Cardiovascular Sciences der University of Birmingham im Lancet (doi 10.1016/S0140-6736(14)61373-8). Die Forscher gehören der sogenannten „Beta-Blockers in Heart Failure Collaborative Group“ an, die offene Fragen in der Beta-Blocker-Therapie klären möchte.
Für die Therapie von Patienten mit Herzinsuffizienz und verminderter linker Auswurfleistung allein ist die Gabe von Betablockern indiziert. Europäische und US-amerikanische Leitlinien sprechen bei den Patienten eine Empfehlung der Klasse 1A für diese Therapie aus. Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz treten aber häufig zusammen auf. Es ist laut den Autoren bislang unklar, wie effektiv die Gabe von Betablockern für diese Patienten ist.
Die Wissenschaftler analysierten die individuellen Patientendaten aus zehn randomisierten kontrollierten klinischen Studien, welche die Gabe von Betablockern gegen Placebo bei Herzinsuffizienz untersucht hatten. Aufgrund der Elektrokardiogramme stellten sie fest, ob diese Patienten zusätzlich ein Vorhofflimmern hatten. Studienendpunkt war die Mortalität.
Die Arbeitsgruppe analysierte insgesamt die Daten von 18.254 Patienten. 13.946 von ihnen (76 Prozent) hatten einen Sinusrhythmus, 3.066 (17 Prozent) zeigten Vorhofflimmern. Nach 1,5 Jahren waren 16 Prozent der Patienten mit Sinusrhythmus und 21 Prozent der Patienten mit Vorhofflimmern verstorben.
Die Therapie mit Betablockern senkte die Mortalität der Patienten mit Sinusrhythmus signifikant – so, wie die Wissenschaftler dies erwarten konnten. Die Patienten mit zusätzlichem Vorhofflimmern profitierten allerdings nicht in gleicher Weise von den Betablockern. Für diese Patientengruppe konnten die Wissenschaftler keinen signifikanten Vorteil bei der Mortalität zeigen. Dabei spielte Alter, Geschlecht, Auswurffraktion und andere zusätzliche Charakteristika der Patienten keine entscheidende Rolle.
Die Wissenschaftler kommen daher zu dem Ergebnis, dass Betablocker für Patienten mit Herzinsuffizienz plus Vorhofflimmern keine Standardtherapie ist, welche die Prognose dieser Patienten verbessern könnte.
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