Medizin

Betablocker und Antiphlogistika könnten Metastasierungs­risiko senken

  • Montag, 14. August 2017
/karelnoppe, stock.adobe.com
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Tel Aviv – Die kombinierte Gabe eines Betablockers und eines Antiphlogistikums könnte bei Brustkrebspatientinnen das Risiko einer Metastasierung reduzieren. Über die zugrunde liegenden Mechanismen und die ersten Ergebnisse einer kontrollierten randomisierten Studie berichten Shamgar Ben-Eliyahu und seine Arbeitsgruppe an der Tel Aviv University in Clinical Cancer Research (2017; doi: 10.1158/1078-0432.CCR-17-0152).

Ob ein Tumor metastasiert oder nicht, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab: Gene­tische Veränderungen, iatrogene Verletzungen, Größe, Lage und zelluläre Botenstoffe nehmen auf das individuelle Risiko Einfluss. Ein kritischer Moment für die Metastasie­rung ist ein operativer Eingriff. Nicht nur die versehentliche Verschleppung von Tumor­zellen durch den Operateur, sondern auch der körperliche Stress durch die Operation können eine Aussaat der malignen Zellen begünstigen.

So wissen die Wissenschaftler aus anderen Untersuchungen, dass die perioperative Ausschüttung von Katechola­minen die Metastasierung anstoßen kann. Prostaglandine können außerdem durch Entzündung, Ausschüttung von Zytokinen und Unterdrückung der zellvermittelten Immunität ein prometastatisches Milieu schaffen. Präklinische Studien an Mäusen gaben Hinweise, dass durch Betablocker und Antiphlogistika diese Neigung zur Metastasierung unterdrückt werden könnte. 

Die Forscher randomisierten 38 Brustkrebs-Patientinnen im Stadium eins bis drei in eine Interventions- oder eine Kontrollgruppe. Die Interventionsgruppe erhielt fünf Tage präoperativ, am Operationstag und fünf Tage postoperativ Propanolol und den Cox2-Inhi­bitor Etodolac. Die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo. Durch regelmäßige Blut­entnahmen und eine Transkriptomanalyse des Tumorgewebes machten die Forscher sich ein Bild von der Metastasierungsneigung.

Die Forscher stellten fest, dass durch die Behandlung die Tumorzellen weniger Trans­krip­tions­faktoren exprimierten, die eine Metastasierung begünstigen. Im Tumorgewe­be reduzierte sich außerdem die Last der Monozyten, während B-Zellen das Gewebe verstärkt infiltrierten. In der Analyse der Blutproben zeigte sich eine Reduktion bestimmter Entzündungsparameter und eine Zunahme der natürlichen Killerzellen. Als eine weitere Besonderheit reduzierte sich durch die Medikation die epithelial-mesen­chy­male Transition der Tumorzellen. Dieser während der Embryonalentwicklung phy­sio­logische wichtige Prozess ist einer der Hauptvoraussetzungen für eine Metasta­sierung.

Zusammenfassend ließen die Ergebnisse darauf schließen, dass die Medikation eine Metastasierung unwahrscheinlicher machte. Bisher ist noch nicht abzusehen, ob die zusätzliche Medikationen am Ende einen klinischen Vorteil für die Patientinnen bringt. Dies müsse erst im Rahmen von Langzeitstudien geprüft werden, so die Arbeitsgruppe.

hil

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