Betriebsärzte könnten Rolle bei Patientensteuerung spielen

Berlin – Bei den Überlegungen zur Patientensteuerung könnten auch Betriebsärzte eine Rolle spielen. Es sei wichtig, neben Hausärzten und der Plattform 116117 auch diese Berufsgruppe in den Blick zu nehmen, sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Lina Seitzl gestern bei einem parlamentarischen Abend der Interessengemeinschaft Betriebliche Krankenversicherung (BKV) in Berlin.
Betriebsärzte seien oft nahe an den Menschen dran und würden deren Probleme kennen – daher liege in ihrer Einbindung eine „große Chance“. Das gelte auch für die Prävention, so Seitzl.
Details zur möglichen Ausgestaltung des geplanten Präventionsgesetzes wurden nicht bekannt. Auf eine Frage zu möglichen Vorschlägen dafür hielt sich die CDU-Bundestagsabgeordnete Anne Janssen bedeckt: „Ich muss ehrlicherweise sagen, so vage wie der Koalitionsvertrag ist, so vage müssen meine Aussagen heute bleiben, weil wir ja in die Beratungen einsteigen.“ Man sei aber „in gutem Austausch“.
Ideen wolle der Gesundheitsausschuss heute auch in einem Fachgespräch zum Thema Prävention sammeln, so Janssen.
Ein Beispiel für mögliche Handlungsoptionen in Betrieben gab der Arbeitsmediziner Carl Fahr, ehemaliger Leitender Konzernarzt der Daimler Truck AG. Er berichtete von einer hohen Wirtschaftlichkeit von psychosomatischen Interventionen, die für Beschäftigte mit noch nicht schwerwiegenden Beschwerden angeboten würden.
Er plädierte generell für eine stärkere Einbindung von Arbeitsmedizinerinnen und -medizinern durch die Politik: Die Gruppe habe immer schon Prävention gemacht. In elektronische Patientenakten beispielsweise habe man keinen Einblick, kritisierte Fahr.
Toralf Speckhardt, Vorstandsvorsitzender des BKV, sieht den Zusammenschluss unternehmensnaher Betriebskrankenkassen zum 20. Jubiläum mit Finanzdruck und steigenden Ausgaben vor großen Herausforderungen, wie er sagte. Er machte Druck auf die Politik, Reformen nicht weiter zu vertagen.
Die Stellschrauben seien bereits bekannt, man müsse nun daran drehen. Es brauche „keine weiteren Gutachten“, sondern Mut, die bekannten Erkenntnisse auch in Entscheidungen umzusetzen, sagte er auch mit Blick auf die angelaufene Arbeit der Kommission zu den GKV-Finanzen.
Bei den Stellschrauben handelt es sich aus seiner Sicht beispielsweise um die Versorgungssteuerung und um Präventionsangebote. Die zentrale Forderung sei mehr Wettbewerb – „zum Vorteil der Versicherten und der Arbeitgeber“. Prävention müsse als Investition begriffen werden, nicht als Kostenfaktor.
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