Bevölkerungsstudie findet keinen Anstieg depressiver Symptome in der Coronapandemie

Berlin – Die Sorge vor einer Zunahme depressiver Symptome in der Coronapandemie hat sich nach einer Untersuchung des Robert-Koch-Instituts (RKI) bis Anfang des vergangenen Jahres nicht bestätigt.
„Auf Bevölkerungsebene werden anfängliche Befürchtungen, dass depressive Symptome aufgrund der COVID-19-Pandemie oder der Eindämmungsmaßnahmen zunehmen könnten, durch die vorliegenden Ergebnisse nicht unterstützt“, schreibt ein Autorenteam im Journal of Health Monitoring (DOI 10.25646/9880).
In der ersten Phase der Pandemie sei sogar ein leichter Rückgang zu beobachten gewesen. Auch Befürchtungen von erhöhten Suizidraten während der Pandemie hätten nicht bestätigt werden können, heißt es in der Studie.
Es handelt sich um eine Folgeerhebung der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS). Dafür wurden zwischen April 2019 und Januar 2021 rund 26.500 Menschen ab 15 Jahren telefonisch befragt.
Das SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen im Jahr 2020 lässt sich laut dem Autorenteam in drei Phasen einteilen: Phase eins mit der ersten COVID-19-Welle und dem Inkrafttreten umfangreicher Eindämmungsmaßnahmen (März bis Mitte Mai).
Phase zwei mit vergleichsweise geringem Infektionsgeschehen und gelockerten Maßnahmen der Pandemiebekämpfung (Mitte Mai bis September) und Phase drei mit der beginnenden zweiten COVID-19-Infektionswelle und wiederum sukzessiver Verschärfung der Eindämmungsmaßnahmen (ab Oktober) und dem Höhepunkt der zweiten Infektionswelle zum Jahresende.
Die Ergebnisse zeigen nach Angaben der Wissenschaftler einen deutlichen Rückgang der Inanspruchnahme allgemeinmedizinischer und fachärztlicher Leistungen zwischen April und Juni 2020, also der ersten Phase der Pandemie.
Allerdings habe sich die Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen schnell wieder auf vorpandemisches Niveau normalisiert. Die neuen Daten für die Zeit ab Oktober 2020 bestätigten diesen Trend.
Keine pandemiebedingte Veränderung sehen die Forscher beim Rauchen, wie es weiter hieß. Der nach der ersten Pandemiephase beobachtete Anstieg beim Körpergewicht beziehungsweise dem Body Mass Index habe sich ab Herbst 2020 nicht fortgesetzt. Im Vergleich zum Zeitraum vor der Pandemie habe das Körpergewicht jedoch um 0,8 Kilo zugenommen.
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