BG Unfallklinik druckt Knochen aus Hartplastik

Frankfurt am Main – Ein neuer 3D-Drucker erstellt in der BG Unfallklinik in Frankfurt Modelle von komplizierten Brüchen. Mit einem zertrümmerten Becken oder einem gebrochenen Schädel aus Hartplastik in der Hand könnten die Ärzte sich besser auf Operationen vorbereiten, erklärte Radiologie-Chefarzt Alexander Langheinrich heute. Auch der Nachwuchs könne an den Modellen geschult werden und lernen, „wo welche Schraube und wo welche Platte hinkommt“.
„Wir versuchen, der Realität immer näher zu kommen“, sagte Langheinrich. Noch befinde man sich in der Experimentierphase. In den nächsten Wochen soll der Drucker auch zur Vorbereitung von Operationen zum Einsatz kommen.
3D-Druck wird Standard
Für einen akuten Notfalleingriff ist das Verfahren noch nicht geeignet, wie ein Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) betonte. „Derzeitiger Nachteil sind die Druckzeiten. Diese sind umso länger, je feiner und maßstabsgerechter das Modell sein soll.“
„In Zukunft werden die Drucker viel billiger und viel schneller werden“, sagte Hubertus Feußner vom Chirurgen-Dachverband Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH). Er hat keinen Zweifel, dass sie sich zu einem Standard in ganz Deutschland entwickeln werden. Feußner selbst hat an der TU München mit 3D-Druckern gearbeitet, um Tumore nachdrucken zu lassen.
Ein Vorteil ist der Preis. Rund 16 Euro kostet ein Druck laut Langheinrich. Das Gerät habe nur einige tausend Euro gekostet. Das ist ein Bruchteil der etwa 3,5 Millionen Euro, mit denen die BG Unfallklinik neue Geräte gekauft und installiert habe, darunter zwei leistungsfähigere Computertomographen (CT). Mit ihnen können nun zwei Unfallpatienten gleichzeitig gescannt werden.
Der eine liefert sogar „gestochen scharfe Bilder ohne Artefakte“, weil er abgestimmt mit dem Herzrhythmus nur zu ganz bestimmten Momenten Bilder macht. Das steigert auch die Qualität der 3D-Modelle aus dem Drucker, deren Grundlage die Datensätze aus dem CT sind.
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