Biosensoren könnten personalisierte Antibiotikatherapie ermöglichen
Freiburg – Medikamente werden bekanntlich häufig so dosiert, dass jeder Patient die gleiche standardisierte Wirkstoffmenge erhält. Personalisierte Medikamententherapien, bei welchen die Dosis, die Dosierungsintervalle und die Dauer der Behandlung individuell an die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden, stehen im Fokus der Forschung.
Ein Freiburger Forschungsteam hat nun ein bioanalytisches Verfahren entwickelt, das die Klasse der ß-Laktam-Antibiotika in menschlichem Blut vor Ort – etwa direkt im Operationssaal oder der Intensivstation sowie in Arztpraxen oder bei Hausbesuchen – nachweisen kann. „So können wir einfach bestimmen, wie schnell der Körper eines Menschen den Wirkstoff abbaut“, erläutert der Mikrosystemtechniker Can Dincer, der das Team leitet.
Erste klinische Tests zeigen jetzt, dass diese Biosensoren in Zukunft eine personalisierte Antibiotikatherapie ermöglichen könnten. „Wir haben die Anwendbarkeit unseres Systems für eine personalisierte Antibiotikatherapie nachgewiesen, indem wir bei zwei Patienten, die während einer Operation mit ß-Lactam-Antibiotika behandelt wurden, den Abbau des Medikaments im Körper vor Ort gemessen haben“, erläutert Dincer. Die Ergebnisse der klinischen Studie wurden in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht (2017; doi: 10.1038/s41598-017-03338-z).
Auf diesen Erkenntnissen aufbauend wollen die Forscher als nächsten Schritt mit einer Kohortenstudie die Nützlichkeit einer personalisierten Antibiotikatherapie quantitativ bewerten.
An der fächerübergreifenden Studie beteiligt waren neben Wissenschaftlern des Instituts für Mikrosystemtechnik (IMTEK) auch Forscher aus der Abteilung für Synthetische Biologie am Exzellenzcluster BIOSS und der Fakultät für Biologie. Außerdem beteiligten sich Mitarbeiter aus der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Universitätsklinikums Freiburg.
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