Bis zu 30.000 Tote pro Jahr durch Krankenhausinfektionen

Berlin – In Deutschland sterben nach Angaben von Hygieneexperten bis zu 30.000 Patienten pro Jahr an Krankenhausinfektionen – doppelt so viele wie bisher angenommen. Das geht aus einer gemeinsamen Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, der Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin sowie des Bundesverbandes der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes für den Gesundheitsausschuss des Bundestages hervor. Die Experten die bisherigen Schätzungen der Krankenhaus-Infektionen mit resistenten Erregern für geschönt.
Die bisherigen Angaben beruhten auf einer Studie aus den 90er Jahren, heißt es in der Stellungnahme für die Anhörung im Gesundheitsausschuss zum geplanten Gesetz zur Verbesserung der Krankenhaushygiene an diesem Montag. Die bisherige Größenordnung der Infektionen und Todesfälle sei „als extrem niedrig einzustufen“ und müsse wegen der größeren Anzahl von Patienten und in der Studie nicht erfasster Infektionsfälle „sicher nach oben korrigiert werden“.
Statt der bisher angenommenen 400.000 bis 600.000 Infektionsfälle müssen von „einer Mindestzahl von 700.000“ Infektionen ausgegangen werden. Auch die Zahl der geschätzten Todesfälle von 7.500 bis 15.000 durch sogenannte nosokomiale Infektionen müsse „nach oben korrigiert“ werden. Stattdessen sei „mit bis zu 30.000 Todesfällen pro Jahr“ zu rechnen.
Nach Ansicht von Verbraucherschützern greift der Gesetzentwurf zu kurz. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) forderte am Montag anlässlich der Anhörung im Bundestag einheitliche Vorgaben, wie Krankenhäuser behandlungsbedingte Infektionen erfassen und was sie zur Reduzierung des Problems tun müssen.
Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) müsse „einen Flickenteppich aus Länderregelungen verhindern“. Nach Schätzung des vzbv wäre bei strikter Hygiene etwa die Hälfte der Infektionen vermeidbar.
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