Bisphosphonate: Mutation erhöht Risiko auf atypische Femurfraktur
Barcelona – Ein Genfehler, der den Knochenstoffwechsel stört, erhöht das Risiko, unter einer Behandlung mit Bisphosphonaten eine atypische Femurfraktur zu erleiden. Dies zeigen die Ergebnisse einer Genomanalyse im New England Journal of Medicine (2017; 376: 1794–1795).
Bisphosphonate sollen Patienten mit Osteoporose vor Knochenbrüchen schützen. Dass es unter der Behandlung langfristig zu ungewöhnlichen Knochenbrüchen im Femurschaft kommt, hat deshalb Experten verwundert und Patienten verunsichert. Die Fachinformationen weisen inzwischen auf die insgesamt sehr seltene Komplikation hin. Die Pathogenese ist unbekannt.
Ärzte am Hospital del Mar in Barcelona wurden kürzlich auf drei Schwestern aufmerksam, die alle drei nach einer Behandlung mit oralen Bisphosphonaten über mehr als sechs Jahre eine atypische Femurfraktur erlitten (bei einer Patientin in beiden Beinen). Dies deutete auf eine genetische Prädisposition hin, der ein Team um Adolfo Díez-Pérez vom Forschungsinstitut CIBERER in Barcelona erfolgreich auf den Grund ging.
Die Forscher sequenzierten das Exom (also die Gesamtheit aller Protein-kodierenden Gene) der drei Schwestern und stießen dabei gleich auf zwei Gendefekte, die das Risiko auf eine Femurfraktur erhöhen könnten. Der erste Gendefekt war eine Punktmutation im Gen für das Enzym GGPP-Synthetase. Das Enzym ist am Knochenstoffwechsel beteiligt und ein bekannter Angriffspunkt für Bisphosphonate. Die Mutation befindet sich an einer Stelle des Gens, das sich in der Evolution kaum verändert hat. Dies deutet darauf hin, dass die Mutation wahrscheinlich die Funktion des Enzyms stört.
Eine weitere Mutation befand sich im Gen CYP1A1. Es kodiert eines der P450-Cytochrome, die in der Leber am Abbau von Fremdstoffen, darunter Medikamenten, beteiligt sind. Auch dieser Gendefekt könnte nach Ansicht von Díez-Pérez das Knochenbruchrisiko beeinflusst haben.
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