Bitcoins: Des Wahnsinns fette Beute
Kennen Sie Bitcoins? Mich beschäftigt das Thema schon länger, aber eine Kolumne darüber schreiben, schien mir bis vor wenigen Monaten noch als zu speziell, zu kompliziert, zu wenig interessant für Anleger. Eine reine Sache für Computerfreaks halt.
Von wegen. Ich entdecke neuerdings immer mehr Angebote, mit denen sich eben durch diese Internetwährung Bitcoin wahnsinnige Gewinne in kürzester Zeit erzielen lassen. Soweit die Werbung. Und wer auf den Zug nicht aufspränge, lautet die Botschaft, habe einfach die Zeit verpennt, Zeit sei eben Geld und Bitcoin wäre halt die ultimative Steigerung in der Kunst des noch rapideren Geldverdienens.
Dabei tragen die Initiatoren von Anbietern rund um den Bitcoin dermaßen dick auf, wie ich es selbst zu den Großzeiten des Neuen Marktes nicht erlebt habe. „Reite auf der Bitcoin Welle und verdiene garantiert €13.000 in genau 24 Stunden“. So verkünden die Initiatoren des „bitcoin Code“ vollmundig. Und dreist dazu. Ich fürchte allerdings, daß dem Lockruf der schnellen Mark schon jetzt nicht wenige bereits verfallen sind und noch etliche folgen dürften.
Also: Bitcoin ist eine sogenannte „Kryptowährung“, mit der sich im Internet Waren und Dienstleistungen kaufen lassen, so, als sei das eine gängige Währung. Dabei muss man zwei Sachverhalte klar unterscheiden: Zum einen gibt es zweifelhafte Anbieter, die die Bitcoin Plattform lediglich als „topmodernen“ und „technikaffinen“ Aufhänger nutzen, um den Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen. Hier wird lediglich die Gutgläubigkeit der Anleger ausgenutzt, in Wahrheit handelt es sich gar nicht um „echte“ Bitcoingeschäfte. Die Initiatoren solcher Modelle sind in meinen Augen bloß Diebsgesindel. Abgehakt.
Die andere Gruppe ist von den riesigen Möglichkeiten der Kryptowährung selbst fasziniert und setzt eben auf das enorme Wertsteigerungspotenzial dieser Quasi-Währung als eine neue Form der Kapitalanlage. Das sind durchaus nicht wenige und ich werde neuerdings zusehends privat auch von Geschäftsleuten angesprochen, was ich denn davon hielte. Und es ist in der Tat so, daß in der Vergangenheit in der sogenannten Blockchain-Szene riesige Gewinne mit Bitcoins möglich waren. Das speist natürlich die Phantasien nach zukünftigen Erfolgserlebnissen und sorgenlosem Reichtum durch Spekulation mit Bitcoins sehr. Ein Bitcoin kostete etwa im Oktober 2017 etwas über 5.000 Dollar, noch Ende Dezember des vorigen Jahres notierte er bei weniger als 1.000 Dollar. Mannomann. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten zuhauf. Kein Wunder, daß sich auch bei Börsebius in jüngster Zeit die Anfragen zu Bitcoins häufen.
Aber: Die Digitalwährung Bitcoin (es gibt übrigens noch andere, wie „Bitcoin Cash“ und „Bitcoin Gold“) hat ein, wenn es denn drauf ankommt, Riesenproblem: Sie wird von keiner einzigen staatlichen Stelle als Währung garantiert. Wirklich wahr. Das heißt nichts anderes als die banale Tatsache, daß ab einem bestimmten Glockenschlag der Tausch in Euro, Dollar, Yen oder Rubel nicht möglich sein könnte. Oder erst recht Bitcoins als Zahlungsmittel nicht mehr akzeptiert werden. Oder beides. Von heute auf morgen ist sowas durchaus möglich.
Nicht möglich? Undenkbar? Oh, doch. Allen Bitcoin Fans sei in´s Stammbuch geschrieben, daß einige Notenbanken schon darüber nachdenken, eine digitale Währung als Bargeldersatz auszugeben. Die hätte dann aber auch eine garantierte staatliche Werterhaltungsfunktion bzw. eine Umtauschverpflichtung in „echtes“ Geld (mit der Zentralbank als Schuldner). Käme es dazu, also etwa zum E-Euro oder E-Dollar, wäre es das natürliche Ende des Bitcoin. Das könnte schneller kommen als mancher Spekulant es sich vorzustellen vermag.
Fazit: In der Tat, Bitcoins sind des Wahnsinns fette Beute.
Für Zocker ein wunderbarer Nervenkitzel. Bitte schön, wer´s braucht. Wer sich aber als Anleger darauf einlässt, kann sich schneller die Finger verbrennen, als ihm lieb ist. Und wer will das schon.
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