Politik

Blinddarm-­Operationen bei Kindern: Operationshäufigkeit sehr unterschiedlich

  • Dienstag, 26. Juli 2016
Uploaded: 26.07.2016 16:49:16 by gießelmann
TK-Pressefoto

Hamburg – Bundesweit wurde im Jahr 2014 bei mehr als 18.000 Kindern und Jugend­lichen unter 15 Jahren eine Blinddarm-Operation vorgenommen. Das hat eine Auswer­tung von Daten des Statistischen Bundesamtes durch die Techniker Krankenkasse (TK) ergeben. Die regionalen Unterschiede sind dabei enorm. TK und Deutsche Kranken­hausgesellschaft (DKG) finden unterschiedliche Erklärungsansätze dafür.

Uploaded: 26.07.2016 16:29:21 by gießelmann
TK-Infografik: Blinddarm-Beschwerden bei Kindern

Während in Bremen auf 100.000 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren 95 Blinddarm-Operationen in Kranken­häusern kamen, waren es in Nordrhein-Westfalen 183 und in Bayern 208. Thüringen verzeichnet dabei die meis­ten Eingriffe: Hier kamen auf 100.000 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren sogar 229 Krankenhaus­fälle.

„Die teilweise großen Spannen zwischen den Bundes­ländern sind sehr auffällig, jedoch dürften sie medi­zinisch kaum zu erklären sein“, sagt der TK-Kranken­haus­exper­te Jörg Manthey. Die Diagnose einer Blind­darmentzün­dung sei aufgrund der unspezifischen Symptome nicht einfach zu stellen. Klagt das Kind plötzlich über starke Schmerzen im rechten Unterbauch und kommen Fieber, Übelkeit und Erbrechen hinzu, lautet die Diagnose oft Blinddarm­entzündung. „Insbe­son­dere vor dem Hintergrund der immer wieder diskutierten Krankenhauskeime und damit einhergehender Risiken sollte ein stationärer Aufenthalt gerade bei Heranwachsenden nur erfolgen, wenn er unumgänglich ist“, so Manthey.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) wehrt sich gegen den Vorwurf, dass Ärzte unnütze Operationen durchführen würden. „Blinddarmoperationen bei Heran­wachsenden werden durchgeführt, wenn sie medizinisch indiziert sind. Wer regionale Unterschiede nicht erklären kann, sollte sich hüten, zu spekulieren oder gar, wie es bei der TK mit­schwingt, überflüssige Operationen zu unterstellen“, erklärt Georg Baum, Hauptge­schäfts­führer der DKG.

Jeder Krankenhausarzt diagnostiziere nach bestem Wissen und Gewissen und entschei­de dann, welche Therapie geeignet sei. Und dies nach medizinischen Gesichtspunkten. „Die Unterschiede machen vielmehr deutlich, dass die Medizin nicht so eindeutig ist, wie es Krankenkassenverwaltungen gerne hätten“, so Baum. Es gebe unterschiedliche Lehr­meinungen, die von möglichst schnell operieren, um sicher zu sein, bis möglichst lange abwarten, gingen. Sicher sei jedenfalls, dass „ein zu spät operierter Blinddarm mit aller­höchstem Risiko für die Kinder einhergeht“.

gie

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung