Medizin

Blutdrucksenker könnte als Gel Wundheilung bei Diabetikern fördern

  • Montag, 6. November 2017
/dpa
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Baltimore – Der AT1-Antagonist Valsartan, der zur Behandlung von arterieller Hypertonie und Herzinsuffizienz zugelassen ist, könnte als Gel die Wundheilung bei Diabetikern fördern. Darauf deuten tierexperimentelle Studien im Journal of Investigative Dermatology (2017; doi: 10.1016/j.jid.2017.09.030) hin.

Viele Diabetiker leiden unter schlecht heilenden Wunden an den Füßen. Die Behand­lung ist in der Regel frustrierend und nicht selten kommt es am Ende zu einer Amputation. Der sogenannte diabetische Fuß ist heute die häufigste Ursache für nicht unfallbedingte Amputationen.

Warum Wunden bei Diabetikern so schlecht heilen, ist kaum erforscht. In den letzten Jahren wurde jedoch erkannt, dass das Renin-Angiotensin-System (RAS) an der Entzündungsreaktion der Haut, der Kollagenablagerung und der für die Wundheilung erforderlichen Signalgebung beteiligt ist. Studien zeigen, dass das RAS-System bei Diabetikern und älteren Erwachsenen Störungen aufweist.

Dies veranlasste Peter Abadir von Johns Hopkins Medicine in Baltimore, die topische Wirkung von Medikamenten zu untersuchen, die das RAS hemmen. Dazu wurden die AT1-Antagonisten Losartan und Valsartan und der ACE-Hemmer Captopril in verschie­denen Konzentrationen in ein Gel eingearbeitet. Die ersten Experimente wurden an Mäusen durchgeführt. Die beste Wirkung wurde mit 1 Prozent Valsartan erzielt. Das Gel beschleunigte die beiden Phasen der Wundheilung (Entzündung und Reparatur). Die schlechtesten Ergebnisse wurden mit 10 Prozent Losartan erzielt, was Abadir einer toxischen Wirkung dieses AT1-Antagonisten zuschreibt.

Die weiteren Experimente wurden dann mit einem 1-prozentigen Valsartan-Gel an der Haut von älteren und diabetischen Schweinen durchgeführt, die große Ähnlichkeit mit der menschlichen Haut aufweist.

Die topische Anwendung von Valsartan beschleunigte laut Abadir die Wundheilung. Nach 50 Tagen waren alle 12 Wunden verschlossen, gegenüber keiner einzigen, die mit einem wirkstofffreien Gel behandelt worden war. Die Wirkung von Valsartan blieb auf die Haut beschränkt, denn im Blut der Schweine konnte der Wirkstoff zunächst nur in sehr geringen Konzentrationen und später gar nicht mehr nachgewiesen werden. 

Histologische Untersuchungen der Haut ergaben, dass Valsartan die Dicke der Epidermis verstärkte. Außerdem wurde die Neubildung von Kollagen in der darunter liegenden Dermis gefördert und die Ausrichtung der Kollagenfasern verbessert.

Beim Menschen haben die Forscher das Valsartan-Gel bisher nicht eingesetzt. Da der AT1-Antagonist seit zwei Jahrzehnten in der Kardiologie eingesetzt wird und die Verträglichkeit bekannt ist, sollte klinischen Studien nichts im Wege stehen.

rme

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