Medizin

Blutgruppe 0 könnte vor Herzinfarkt schützen

  • Donnerstag, 4. Mai 2017
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Groningen – Menschen mit einer Nicht-O-Blutgruppe haben möglicherweise ein leicht erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Meta-Ana­lyse mehrerer prospektiver Kohortenstudien, die auf der Tagung der European Society of Cardiology in Paris vorgestellt wurde.

Die Vermutung, dass Menschen mit den Blutgruppen A, B oder AB häufiger einen Herzinfarkt erleiden oder an Herzkreislauf-Erkrankungen sterben, ist nicht neu. Sie gründete sich jedoch bisher allein auf Fall-Kontrollstudien, deren Ergebnisse fehler­anfällig sind. Ein Team um Tessa Kole von der Universität Groningen hat deshalb die Ergebnisse aus elf prospektiven Beobachtungsstudien zusammengefasst, die ein höheres Evidenzniveau für sich beanspruchen können.

Die Datenbasis umfasst 1.362.569 Teilnehmer, von denen 519.743 eine Nicht-O-Blut­gruppe hatten. Von ihnen erlitten 11.437 (1,5 Prozent) einen Herzinfarkt gegenüber 7.220 von 771.113 Personen (1,4 Prozent) mit einer Blutgruppe 0. Die Differenz ist denkbar gering. Doch die Odds Ratio von 1,09 ist dank der großen Teilnehmerzahl mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,06 bis 1,13 statistisch signifikant. Auch für die Gesamtzahl aller kardiovaskulären Ereignisse ermittelte Kole mit einer Odds Ratio von 1,09 (1,06-1,11) ein erhöhtes Risiko für Menschen mit Nicht-O-Blutgruppen.

Stellt sich die Frage, worauf das erhöhte Risiko beruhen könnte. Nicht-O-Blutgruppen-Träger haben laut Kole eine höhere Konzentration des von Willebrand-Faktors im Blut. Das Protein hat als Trägerprotein des Blutgerinnungsfaktors VIII eine wichtige Rolle bei der Blutstillung und eine erhöhte Konzentration kann deshalb das Risiko eines thrombotischen Ereignisses steigern, das in einer atherosklerotisch vorgeschädigten Koronararterie einen Herzinfarkt auslöst.

Eine weitere Erklärung könnte der – aus unbekannten Gründen – etwas höhere Choles­terinspiegel von Menschen mit Nicht-O-Blutgruppe sein. Auch das Protein Galectin 3, ein Protein mit einer breiten Funktion im Körper, ist bei Menschen mit Nicht-O-Blutgruppen häufiger erhöht. Das Protein ist ein Marker für kardiale Erkrankungen – wenn auch eher für die Herzinsuffizienz, denn für den Herzinfarkt. 

Was auch immer der Grund sein mag. Das Risiko ist zu gering, als dass sich Menschen mit den Blutgruppen A, B oder AB Sorgen machen sollten. Auch die Forderung von Kole, die Grenzwerte von Blutdruck, Cholesterin und anderen Markern für eine Behand­lungsindikation zu senken, dürfte kaum von den Leitlinien umgesetzt werden.

rme

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