Politik

Brandenburg: Klinikkonzern KMG zieht sich zurück

  • Mittwoch, 23. Juli 2025
Krankenhaus Schild
/picture alliance, Marcus Brandt

Potsdam/Wittstock – Der Klinikkonzern KMG schließt sein Krankenhaus im brandenburgischen Wittstock (Kreis Ostprignitz-Ruppin). Das wurde den Mitarbeitern gestern auf einer Betriebsversammlung mitgeteilt.

Die beiden in Wittstock ansässigen Fachrichtungen – die Kardiologie und die Gastroenterologie – sollen künftig am KMG-Krankenhaus im 24 Kilometer entfernten und per Bahn in etwa 20 Minuten erreichbaren Pritzwalk (Kreis Prignitz) angeboten werden.

Als Begründung führt der Konzern an, dass der Standort in Wittstock mit nur zwei Fachrichtungen ab dem 1. Januar 2027 die nach der Krankenhausreform erforderlichen strukturellen Voraussetzungen nicht mehr erfülle.

„Da diese Leistungen jedoch unverzichtbar für die gesundheitliche Versorgung der Menschen in der Region sind, sollen sie zukünftig – ab Ende 2026 – am Standort Pritzwalk des KMG Klinikums Nordbrandenburg erbracht werden“, heißt es in einer Mitteilung.

Aus Sicht des KMG-Konzerns hat das vor allem Vorteile: Denn durch die Anbindung an einen größeren Standort mit mehr Fachabteilungen könnten in Pritzwalk künftig auch komplexere Fälle behandelt werden, ohne das eine Verlegung erforderlich wäre. Die KMG-Kliniken betreiben Krankenhäuser, Reha- und Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen sowie ambulante Gesundheitszentren in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Ob es am Standort Wittstock künftig – wie an anderen schließungsbedrohten Krankenhausstandorten – ambulante Angebote geben wird, ist indes unklar. Dazu liefen Gespräche, schreibt das KMG-Klinkum auf seiner Website.

Allerdings zieht sich der KMG-Konzern an anderer Stelle in Brandenburg derzeit aus Angeboten der ambulanten Versorgung zurück.

Wie die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) heute mitteilte, will KMG schon bis Ende 2025 seine kinderärztlichen MVZ-Praxen in Jüterbog und Luckenwalde (beide Kreis Teltow-Fläming) schließen. „KMG zieht sich hier bewusst aus der Versorgung zurück“, sagt die KVBB-Vorsitzende Catrin Steiniger. „So kurzfristige Versorgungslücken lassen sich nicht sofort schließen.“

Vor Probleme stellt das Vorgehen von KMG Brandenburgs Gesundheitsministerin Britta Müller (parteilos, für BSW), denn die Brandenburger Regierungskoalition hatte angekündigt, jeden Krankenhausstandort als Standort eines Gesundheitszentrums erhalten zu wollen. Das kann allerdings auch ein rein ambulantes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) sein.

„Die Krankenhäuser in Brandenburg sind aktuell aufgefordert, bis zum 31. Juli 2025 die Leistungsgruppen zu beantragen, die sie künftig erbringen wollen“, sagte Müller. Die Anträge würden dann vom Gesundheitsministerium geprüft. Doch die KMG scheint für Wittstock gar keine Leistungsgruppen mehr beantragen zu wollen.

„Es ist legitim und nachvollziehbar, dass Krankenhausträger wie KMG im Vorgriff auf diese neue gesetzliche Lage selbstständig Planungen vornehmen“, so Müller. Man begrüße, dass der Konzern frühzeitig an die Öffentlichkeit gegangen sei. „Wir erwarten aber auch, dass Veränderungen immer mit Blick auf die regionale Versorgung gestaltet werden“, so die Ministerin.

„Das bedeutet: Wenn stationäre Leistungen künftig an einem anderen Standort gebündelt werden, muss gleichzeitig ein alternatives Versorgungsangebot in der Region erhalten oder neu geschaffen werden – etwa durch Ambulantisierung, neue Versorgungseinheiten oder mobile Strukturen.“ Denn die Versorgungssicherheit habe oberste Priorität.

In der Landespolitik sorgt das KMG-Vorhaben für Aufsehen. „Ministerpräsident Woidke und seine Gesundheitsministerin haben wiederholt betont, dass kein Krankenhausstandort aufgegeben werden soll“, sagte CDU-Fraktionschef Jan Redmann, der in Wittstock lebt. „In Wittstock muss die Landesregierung zeigen, dass sie es mit dem Erhalt der Krankenhausstandorte ernst meint: Hier zählt nicht das Versprechen, sondern nur das Handeln.“

Der Vorsitzende der nicht mehr im Parlament vertretenen Linken, Sebastian Walter, warnte gar vor einem „Einschnitt in die Versorgungssicherheit einer ganzen Region“. „Längere Wege und Rettungszeiten im Ernstfall gefährden letztlich Leben“, so Walter.

Das könne man nicht hinnehmen. „Das Land sollte den Krankenhausstandort übernehmen und damit die Grundlage für einen Landeskrankenhausverbund legen.“ Die Krankenhausstruktur im Land sollte nicht länger von Gewinnerzielungsmöglichkeiten und dem Gutdünken privater Konzerne abhängen.

Auch der Bürgermeister der Stadt Wittstock, Philipp Wacker, kündigte in einem auf der Homepage seiner Stadt veröffentlichten Statement Proteste an: „Wir sind mit Schließung des Standortes nicht einverstanden, insbesondere der Verlust der Herzversorgung und der Notfallambulanz sind absolut inakzeptabel“, sagte Wacker. „Die Folgen sind für die Patienten lange Anfahrtswege zu anderen Kliniken und generell die Schwächung des ländlichen Raumes.“

benl/dpa

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