Britische Ärzte für Priorisierung von Minderheiten bei Coronaimpfungen

London – Britische Ärzte haben sich für eine Berücksichtigung ethnischer Minderheiten bei der Coronaimpfreihenfolge ausgesprochen.
„Wir sind besorgt, weil Berichte zeigen, dass Menschen aus den schwarzen und asiatisch geprägten Communities nicht nur mit größerer Wahrscheinlichkeit schwer von dem Virus betroffen sind, sondern auch weniger wahrscheinlich eine Coronaimpfung in Anspruch nehmen“, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbands Royal College of General Practitioners, Martin Marshall, dem Guardian gestern.
Marshall forderte das Gesundheitsministerium auf, Angehörige ethnischer Minderheiten bei der Impfreihenfolge zu berücksichtigen. Außerdem hätten Hausärzte das Recht, auf Besonderheiten ihrer lokalen Gemeinden zu achten und so gegebenenfalls zu priorisieren, erklärte Marshall.
Er sowie mehrere andere Mediziner und Berater sprachen sich außerdem für eine auf die Zielgruppe zugeschnittene Aufklärungskampagne aus. „Wir müssen unseren Gemeinden klar machen, dass die Impfstoffe kein Fleisch oder kein Alkohol enthalten und dass sich Religionsvertreter dafür ausgesprochen haben“, sagte Habib Naqvi vom staatlichen Gesundheitsdienst NHS.
Untersuchungen zeigten, dass ethnische Minderheiten fast doppelt so gefährdet waren, an COVID-19 zu sterben, wie der Rest der Bevölkerung. Die Todesquote lag in der ersten Welle der Pandemie der britischen Statistikbehörde zufolge unter männlichen 9- bis 64-jährigen schwarzen Afrikanern und Bangladeschern fünfmal so hoch wie unter Weißen.
Unterdessen hat Großbritannien einen neuen Höchststand an Coronatoten verzeichnet. Innerhalb von 24 Stunden wurden in dem Land 1.610 Todesfälle gemeldet, wie die Gesundheitsbehörde Public Health England gestern mitteilte. Das ist die höchste Zahl seit Beginn der Coronavirus-Pandemie im vergangenen Frühjahr.
Die Anzahl der Neuinfektionen lag mit 33.355 Fällen niedriger als in den vergangenen Tagen. Ein Zeichen dafür, dass die Lockdown-Maßnahmen langsam greifen. Doch ähnlich wie bei den Todesfällen zeigt die Tendenz bei der Zahl der Krankenhauseinweisungen weiterhin nach oben.
Knapp 4.000 Fälle wurden zuletzt innerhalb von 24 Stunden gemeldet – die Zahl hinkt den Todesfällen und Infektionen jedoch immer etwas hinterher. Sie stammt vom Freitag vergangener Woche. Die Krankenhäuser sind insbesondere in England unter enormem Druck.
Insgesamt gab es im Vereinigten Königreich bisher mehr als 94.000 Sterbefälle, bei denen COVID-19 auf dem Totenschein erwähnt wurde. Doch auch diese Zahlen sind nicht ganz aktuell. Berechnungen zeigen, dass wahrscheinlich bereits mehr als 108.000 Menschen an den Folgen einer Coronainfektion gestorben sind.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: