Bronchiolitis: Metapneumovirus dominierender Erreger

Nashville – Das humane Metapneumovirus (HMPV), das erst 2001 entdeckt wurde, ist bei Kindern der zweithäufigste Erreger der Bronchiolitis. Dies zeigt eine sechsjährige US-Studie im New England Journal of Medicine (2013; 368: 633-643). Ein erster Impfstoff befindet sich in der klinischen Erprobung.
Virologen der Erasmus Universität in Rotterdam hatten vor 12 Jahren das HMPV erstmals bei Kindern entdeckt, die an schweren unteren Atemwegsinfektionen erkrankt waren (Nature Medicine 2001; 7: 719-24). Serologische Untersuchungen ergaben schnell, dass fast alle Menschen in den ersten 5 Jahren Antikörper gegen HMPV entwickeln.
Das New Vaccine Surveillance Network der US-Centers for Disease Control and Prevention hat deshalb untersuchen lassen, wie häufig die Infektionen zur Erkrankung führen. In den Städten Cincinnati, Nashville und Rochester wurden mehr als 10.000 Patienten untersucht, die wegen unterer Atemwegsinfektion ambulant, in der Notfallaufnahme oder in der Klinik behandelt wurden. In allen drei Gruppen wurden bei 6 bis 7 Prozent der erkrankten Kinder mittels Polymerase-Kettenreaktion Viren in Nasen- oder Rachenabschnitten nachgewiesen.
Das Team um John Williams vom Vanderbilt University Medical Center in Nashville/Tennessee schätzt die Hospitalisierungsrate durch HMPV-Infektionen auf 1 pro 1.000 Kinder in den ersten 5 Lebensjahren. Damit wären HMPV-Erkrankungen genauso häufig wie Influenza und Parainfluenza (auch jeweils 1/1.000). Sie könnten sogar nach RSV-Infektionen (3/1.000) die zweithäufigste Ursache einer Bronchiolitis sein. In den USA wären sie dann jährlich für 20.000 Klinikbehandlungen verantwortlich.
Mit 55 auf 1.000 ambulant behandelter Patienten und 13 auf 1.000 in Notfallambulanzen behandelter Kinder waren die Erkrankungen außerhalb der Klinik noch viel häufiger. Sie könnten hier für jährlich eine Million Arztbesuche und 236.000 Behandlungen in Notfallambulanzen verantwortlich sein.
Da fast jedes Kind bis zum 5. Lebensjahr Kontakt zu dem Virus hat, dürften noch eine Vielzahl leichterer Atemwegserkrankungen hinzukommen. Die Erkrankungen treten in den Regel in den Wintermonaten auf. Der Gipfel folgt mit etwa einem Monat Verspätung auf RSV-Infektionen. Klinisch lassen sich die Erkrankungen durch die einzelnen Erreger nicht voneinander differenzieren.
In der Regel sind die Infektionen für das Kind ungefährlich. Unter den erkannten Infektionen gab es keinen einzigen Todesfall, was auch auf die RSV- und Influenza-Infektionen zutraf. Ein schwerer Verlauf ist bei Frühgeborenen sowie bei Kindern mit chronischen Erkrankungen oder Immunschwächen möglich. Risikofaktoren waren bei 40 Prozent der hospitalisierten Kinder gegenüber 22 Prozent der ambulant behandelten Kinder nachweisbar.
Die Krankheitslast (burden of disease) ist nach Einschätzung von Williams groß genug, um präventive Maßnahmen, einschließlich einer Impfung, sinnvoll erscheinen zu lassen. Das niederländische Team hat bereits einen attenuierten Lebendimpfstoff entwickelt, der derzeit in einer Studie des US-National Institute of Allergy and Infectious Diseases in einer Phase-I-Studie untersucht wird.
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