Brustkrebs: Kontralaterale Mastektomie verlängert das Leben nicht

Minneapolis – Aus Sorge vor einem zweiten Mammakarzinom äußern Brustkrebspatientinnen zunehmend den Wunsch, auch die nicht vom Krebs befallene Brust entfernen zu lassen. Dies ist bei Patientinnen ohne genetisches Risiko nicht notwendig, wie eine auf der Jahrestagung des American College of Surgeons in Washington vorgestellte Studie zeigt.
Frauen mit Mutationen in den Brustkrebsgenen BRCA1, BRCA2 oder mit einer eindeutigen familiären Häufung von Brust- oder Eierstockkrebs wird heute als Option eine bilaterale Mastektomie vorgeschlagen. Aufgrund des hohen Lebenszeitrisikos eines weiteren Tumors ist dies eine sinnvolle Option.
Die andere besteht in einer intensiven Früherkennung mit engmaschigen Mammographien. Vielleicht angeregt durch die Publizität der genetischen Brustkrebssyndrome ist in den USA die Nachfrage nach einer kontralateralen prophylaktischen Mastektomie auch bei Frauen ohne erkennbares Risiko gestiegen. Diese haben nach derzeitigem Kenntnisstand kein erhöhtes Risiko auf einen Zweittumor, auch wenn aufgrund der hohen Prävalenz des Mammakarzinoms eine zweite Brustkrebserkrankung nicht auszuschließen ist.
Todd Tuttle von der Universität Minnesota in Minneapolis hat jetzt die Daten von mehr als 100.000 Frauen mit einem Mammafrühkarzinom ausgewertet, die in den letzten 30 Jahren an klinischen Studien in den USA teilgenommen haben. Der Abgleich mit dem Krebsregister SEER (Surveillance, Epidemiology, and End Results) ergab, dass eine kontralaterale prophylaktische Mastektomie die Überlebenszeit nur marginal um sechs Monate verlängerte.
Ein größerer Überlebensvorteil war für keine Untergruppe der 40 bis 60 Jahre alten Frauen erkennbar, berichtet Tuttle. Da eine beidseitige Mastektomie die Erholungszeit nach der Operation verlängert und die Komplikationsrate erhöht, rät der Experte vor der unnötigen Operation ab.
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