Brustkrebs: Mehr Patientinnen könnten von PARP-Inhibitor profitieren
Cambridge/Hinxton – Ein bis fünf Prozent der Patienten mit einem Mammakarzinom können von einer Therapie mit poly(ADP-ribose) Polymerase (PARP) Inhibitoren profitieren. Ursache für die personalisierte Therapieauswahl ist eine vererbte Mutation im BRCA1- oder BRCA2-Gen. Neuen Studien des Wellcome Trust Sanger Institute zufolge, könnte eine PARP-Therapie jedoch weit mehr Brustkrebspatientinnen helfen, die Rede ist von bis zu 20 Prozent. Die Ergebnisse wurden in Nature Medicine publiziert (2017, DOI: 10.1038/nm.4292).
Die Forscher um Erstautorin Helen Davies haben das Genom von 560 Brustkrebspatientinnen auf alle nur möglichen Mutationen untersucht. Dafür entwickelten sie ein Computerprogramm HRDetect (HR=homologe Rekombination). Denn die beiden Tumorsuppressorgene kodieren für DNA-Reparaturfaktoren, die auch beim Mechanismus der HR beteiligt sind. Die Software erkennt verschiedene Mutations-Muster, sogenannte 'mutational signatures', die BRCA1/2 Mutationen ähneln.
„Anhand der mutational signatures konnten wir weit mehr Tumoren finden, die einen defekte DNA-Reparaturmechanismus aufweisen“, erklärt Davies. Das war nur möglich, indem die Forscher das gesamte Genom sequenziert hatten. Bei der Computeranalyse stellte sich heraus, dass viele Patientinnen Mutationen hatten, die ein identisches Ergebnis für die Zelle bedeuteten, wie jene mit defekten BRCA1/2 Genen. Diese neu entdeckten Mutationen einbezogen, könnte sogar eine von fünf Patientinnen von einer PARP-Therapie profitieren. Die zusätzlich identifizierten Patientinnen müssten dafür in einer klinischen Studie getestet werden, empfiehlt die Autorin Serena Nik-Zainal vom Wellcome Trust Sanger Institute in Hinxton.
PARP-Inhibitoren werden zurzeit individuell bei Ovarialkrebspatientinnen eingesetzt, bei denen eine vererbte Mutation im BRCA1 oder BRCA2-Gen zu einem fehlerhaften Reparaturmechanismus führt. Auch bei Brust- und Prostatakrebs-Patienten wird ein möglicher Einsatz derzeit geprüft.
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