Bündnis fordert Arztbesuch für Illegale ohne Meldung an Behörden

Berlin – Ein Bündnis von mehr als 60 zivilgesellschaftlichen Organisationen ruft die Regierung zu einer Gesetzesänderung auf, damit Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung den Arztbesuch nicht aus Angst vor Abschiebung meiden.
Hintergrund ist die sogenannte Übermittlungspflicht: Die Organisationen – darunter Ärzte der Welt, Amnesty International, Diakonie und Pro Asyl – kritisieren, dass die derzeit geltende Regelung faktisch Hunderttausenden Menschen das Recht auf Gesundheitsversorgung nehme.
Zentraler Kritikpunkt: Der betreffende Absatz des Aufenthaltsgesetzes verpflichte das Sozialamt, Patienten ohne gültigen Aufenthaltstitel an die Ausländerbehörde zu melden, wenn sie eine Kostenübernahme für medizinische Leistungen beantragen.
„Es ist ein Skandal, dass ehrenamtlich tätige Ärzte und Ärztinnen den Menschen zu ihrem Recht auf medizinische Behandlung verhelfen müssen“, kritisierte Heinz-Jochen Zenker, Vorstandsvorsitzender von Ärzte der Welt. „Die Gesundheitsversorgung muss von der Innen- und Migrationspolitik getrennt sein.“
„Die Übermittlungspflicht der Sozialämter stellt eine eklatante Menschenrechtsverletzung dar und muss deswegen gestrichen werden“, sagte Amnesty-Fluchtexpertin Franziska Vilmar. Angesichts von geschätzt 500.000 Betroffenen sollte sich dies den Abgeordneten im Bundestag vor dem Hintergrund der aktuellen Coronapandemie geradezu aufdrängen.
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