Ärzteschaft

Bundesärztekammer und Hochschulmedizin sehen digitales Medizinstudium in Malta kritisch

  • Dienstag, 2. Oktober 2018
/ewapee, stockadobecom
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Berlin – Die Bundesärztekammer (BÄK) und die Deutsche Hochschulmedizin weisen darauf hin, dass bei einem neuen in Malta akkreditieren Studiengang noch viele Fragen zur Qualität und zur Ausgestaltung offen sind.

Hintergrund ist ein Angebot des Unternehmens „Digital Education Holdings“ (DEH), Medizin ausschließlich über internetbasierte Lerneinheiten zu studieren. Die Studierenden müssen dafür nicht in Malta leben und arbeiten. Das neue Studienmodell namens „EDU“ setzt neben den digitalen Lernveranstaltungen auf eine begleitende klinische Ausbildung im jeweiligen Heimatland der Studierenden.

Als Partner in Deutschland hat die DEH dafür Helios gewonnen. „Das Studium bietet einen Bachelor of Medicine und in Folge dann einen Master of Medicine. Dieser wird zu einer Approbation in Malta führen. Diese ist, wie jede andere maltesische beziehungs­weise sonstige EU-Approbation, anerkennungsfähig in Deutschland“, sagte eine Helios-Sprecherin dem Deutschen Arzteblatt Anfang Juli.

Laut BÄK und Deutscher Hochschulmedizin liegt aber bisher nur eine maltesische Akkreditierung für die ersten drei Jahre vor, die zum Abschluss mit dem Bachelor führen sollen. „Eine Zulassung als Arzt ist damit nicht möglich. Die Akkreditierung für einen weiterführenden zweijährigen Masterstudiengang, dessen Absolvierung für eine Approbation nach der Berufsanerkennungsrichtline notwendig ist, steht noch aus“, teilten die beiden Organisationen mit.

Keine Zulassung als Universität

Zudem handle es sich bei der virtuellen Tochter der DEH zwar um eine höhere Bildungseinrichtung, sie besitze allerdings keine Zulassung als Universität. Daher sei eine Anerkennung der Abschlüsse in Deutschland gemäß Berufsanerkennungs­richtlinie, die für den Arztberuf ein Studium an einer Universität oder unter Aufsicht einer Universität vorschreibt, gegenwärtig nicht möglich.

Aber auch am Studienablauf übten BÄK und Deutsche Hochschulmedizin Kritik: „Ein virtuelles Studium bietet keine ausreichende Vorbereitung auf die Praxis. Studiengänge nach der in Deutschland geltenden Approbationsordnung führen bis zu zwei Drittel der Studieneinheiten in Form von Praktika und Famulaturen, im Skills-Lab oder patienten­nahem Unterricht durch“, erklärten sie. Nach ihrer Auffassung muss darüber hinaus die Qualifikation der Lehrenden und Prüfenden hinterfragt werden.

Studienangebot sehr sorgfältig prüfen

BÄK und Deutsche Hochschulmedizin weisen außerdem auf die Kosten für das Studium hin: „Obwohl nicht gewährleistet wird, dass eine spätere Zulassung zum Arztberuf möglich ist, entstehen im Verhältnis hohe Studiengebühren von circa 19.000 Euro pro Jahr, zuzüglich weiterer Kosten“, so die beiden Organisationen. Sie empfehlen studierwilligen jungen Menschen daher dringend „dieses Studienangebot sorgfältig auf seine Tragfähigkeit und vor allem auf die Ermöglichung des angestrebten Studienziels zu prüfen“.

hil

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