Bundesregierung: Kein Anlass für Änderung bei Krankschreibung
Berlin – Die Bundesregierung will die Regeln für Krankschreibungen in Deutschland nicht ändern. Ein Sprecher des zuständigen Arbeitsministeriums sagte am Montag in Berlin, man halte die Regelung so, „wie sie ist, für angezeigt, sinnvoll und nützlich“. Auch die Arbeitgeber sehen keinen Handlungsbedarf.
Das Ministerium reagierte auf Äußerungen von Wissenschaftlern der Universität Magdeburg, die für eine Lockerung der Regeln bei Krankschreibungen plädiert hatten. Beschäftigte sollten sich für die Dauer von bis zu einer Woche selbst krankmelden können, zitierte die Welt am Sonntag das Forscherteam.
Eine Studie habe ergeben, dass viele Arztbesuche nur erfolgten, um die ärztliche Bescheinigung zur Krankschreibung zu erhalten. Falle ein Teil davon weg, würden die Hausärzte entlastet und könnten sich besser um die Behandlung von Patienten mit langwierigen Erkrankungen kümmern. Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn zeigte sich dafür aufgeschlossen.
Der CDU/CSU-Fraktionsvize Michael Fuchs sagte der Bild-Zeitung vom Montag dagegen: „Es muss für Unternehmer die Möglichkeit geben, Krankschreibungen zu überprüfen. Sonst ist ein Missbrauch nicht ausgeschlossen.“ SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach argumentierte: „Die Gefahr ist zu groß, dass Erkrankungen nicht frühzeitig behandelt werden.“ Gerade in einem frühen Stadium einer Erkrankung sei ein Arztbesuch sinnvoll.
Unterstützung für den Vorschlag aus Magdeburg kam hingegen vom Hartmannbund. „Ich würde die Ausweitung der Frist für eine eigenständige Krankschreibung ausdrücklich begrüßen", erklärte dessen Vorsitzender Klaus Reinhardt, in Berlin. Bei der Frage überflüssiger Arztbesuche müsse insbesondere über die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung gesprochen werden. Eine entsprechende Neuregelung komme angesichts überlasteter Praxen Ärzten und Patienten gleichermaßen zugute, zeigte sich der Hartmannbundvorsitzende überzeugt.
Der Leiter der Magdeburger Studie, Wolfram Herrmann, verteidigte seinen Vorstoß. Er erwarte keinen massenhaften Missbrauch, sagte er dem Sender MDR Info. Untersuchungen zeigten, dass viele Patienten sich ohnehin nur wenige Tage krankschreiben ließen und allein wegen des Krankenscheines zum Hausarzt gingen. „Von diesen Patienten könnten wir die Ärzte entlasten", sagte Herrmann. Auch zeigten Erfahrungen in Norwegen, wo Patienten ohne Krankenschein acht Tage zu Hause bleiben dürften, dass sich der Krankenstand dort nicht erhöht habe.
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