Bundestagsabgeordnete wollen bessere Versorgung für Frauen mit Lipödem

Berlin – Parteiübergreifend wollen sich Bundestagsabgeordnete aus dem Gesundheitsausschuss stärker für die Verbesserung der Versorgung am Lipödem erkrankten Frauen einsetzen. In einer Bundestagsdebatte gestern am späten Abend erklärten aufgrund eines Antrages der Linksfraktion alle Politikerinnen, dass mehr für die Versorgung der Betroffenen Frauen getan werden müsse.
Die Linksfraktion hatte in ihrem Antrag gefordert, dass mehr Patientinnen die Fettabsaugung von den Krankenkassen erstattet bekommen sollten sowie mehr Forschungsgelder für die Krankheit, die nur Frauen betrifft, im Bundeshaushalt eingestellt werden sollten.
Abgeordnete aus den anderen Fraktionen bekräftigten zwar, dass es ein Versorgungsproblem gibt, wiesen aber auf die aktuell laufende Studie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hin. Diese wurde Anfang 2021 gestartet und läuft noch bis September 2025. Laut Übersichtsseite des G-BA sollen dazu 450 Patientinnen in die Studie einbezogen werden, inzwischen sei die Aufnahme der Teilnehmerinnen abgeschlossen.
2019 wurde der G-BA beauftragt, die Studie durchzuführen. Seit 2019 wird auch bei Patientinnen mit Stadium III der Krankheit die Kosten für eine Fettabsaugung übernommen. Die Linke will, dass schon vor Ende der Studie die Kosten von den Krankenkassen übernommen werden soll, sagte Heidi Reichinnek von der Linken.
Das wies beispielsweise Martina Stamm-Fiebich, Gesundheitspolitikerin der SPD-Fraktion, zurück. Zwar gebe es ein Versorgungsdefizit, viele Frauen hätten eine Odyssee hinter sich, bis sie eine gesicherte Diagnose erhalten haben. Daher erklärte sie: „Wir müssen die Frauen besser durch das Gesundheitswesen begleiten und ihnen erklärten, was die Krankheit bedeutet.“
Allerdings könnten die Krankenkassen ohne die Vorlage der Studienergebnisse keine weiteren Kosten übernehmen. „Ich erhoffe mir von der Studie, dass wir Klarheit bekommen, wie wir mit dem Lipödem evidenzbasiert umgehen können. Wir dürfen aber die Evidenzbasiertheit in der GKV auch nicht für Einzelfälle verlassen.“
Saskia Weishaupt von den Grünen forderte eine Übergangslösung, bis die Ergebnisse der Studie im Jahr 2026 vorlägen. „Die Leittragenden sind hier wieder einmal Frauen." Sie kritisierte, dass auch bei den Betroffenen, bei denen seit 2019 die Kosten für eine Liposuktion übernommen würden, der Nachweis einer schweren Betroffenheit oft schwierig sei.
Ebenso wie Nicole Westig (FDP) schilderte auch Simone Borchardt (CDU) Schicksale von Betroffenen. Borchardt betonte, dass der früherer Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereits 2019 Änderungen für die Frauen durchgesetzt hatte, damals auch gegen den Widerstand von G-BA-Vorsitzenden Hecken.
„Wir müssen genau an dieser Stelle nun weitermachen“, so Borchardt. Dabei gehe es um Diagnosekriterien, frühere Diagnosen und ambulante Behandlungsmöglichkeiten. Auch müsse die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst mit Fachpersonal durchgeführt werden, die sich auch mit der Erkrankung auskennen würden.
„Die Betroffenen müssten in den drei Jahren nach der Operation bangen, vom Medizinischen Dienst anders eingestuft zu werden und so zur Kasse gebeten zu werden. Das ist ein unhaltbarer Zustand“, erklärte Westig von der FDP. Operationen kosten rund 5.000 Euro, oftmals sind aber mehrere OPs notwendig.
Generell beklagten die Abgeordneten, dass die Gesundheit von Frauen oft in der Welt der Medizin weiter keine Rolle spielen. „Frauengesundheit spielt leider noch eine untergeordnete Rolle“, sagte Stamm-Fiebich. Für Weishaupt „ist die Medizin ist an Männern ausgerichtet“. Es müsse, ähnlich wie an der Endometriose, mehr an Krankheiten, die nur Frauen betreffen, geforscht werden.
Westig forderte, dass es mehr Daten über die Frauengesundheit geben müsse. „Die Koalition hat sich vorgenommen, den Data-Health-Gap für Frauen zu schließen.“ Mit der Forschung zur Endometriose wurde bereits begonnen, mit dem Lipödem müsse nun die Forschung fortgesetzt werden.
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