Bundesweite Proteste der Psychotherapeuten in Ausbildung

Berlin – Psychotherapeuten in Ausbildung (PiA) protestierten heute bundesweit unter dem Motto „Ausbeutung beenden. Ausbildungsreform jetzt!“ gegen die „unhaltbaren Zustände“ in ihrer Ausbildung. PiA müssen ein Praxisjahr in psychiatrischen oder psychosomatischen Krankenhäusern absolvieren und werden dafür gar nicht oder nur geringfügig bezahlt.
In Berlin überreichten die angehenden Psychotherapeuten Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr eine Petition mit 9.000 Unterschriften. Weitere Protestzüge gab es in Münster, Hannover, Hamburg, Bremen, Köln, Frankfurt, Mainz, Heidelberg und München. Unterstützt werden die Aktionen von 13 psychotherapeutischen Berufs- und Fachverbänden und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.
Bereits im vergangenen Jahr haben die angehenden Psychotherapeuten im Rahmen bundesweiter Aktionstage auf die unhaltbaren Zustände in ihrer Ausbildung aufmerksam gemacht. „Die PiA-Honorare sind oft nicht mehr als ein Trinkgeld, das nicht für den Lebensunterhalt reicht“, kritisiert Monika Konitzer, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer NRW, die Ausbeutung in den psychiatrischen Kliniken: „Es darf nicht mehr den Krankenhäusern überlassen bleiben, ob sie Psychotherapeuten in Ausbildung bezahlen oder nicht.“ Auf dem 21. Deutschen Psychotherapeutentag (DPT) am vergangenen Samstag in Düsseldorf haben sich alle Psychotherapeutenkammern mit den Forderungen der PiA solidarisch erklärt.

PiA absolvieren nach Abschluss eines Hochschulstudiums eine postgraduale Ausbildung in Psychotherapie. Dazu gehört eine „praktische Tätigkeit“ im Umfang von 1800 Stunden in psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken. Während dieser Zeit arbeiten sie häufig in psychotherapeutischen Einzel- und Gruppengesprächen mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Diese praktische Tätigkeit wird aber meist nicht ausreichend vergütet. Die deutsche Psychotherapeutenschaft fordert deshalb seit langem eine Reform der Psychotherapeutenausbildung.
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr hatte auf dem 19. Deutschen Psychotherapeutentag am 17. November 2011 zugesagt, noch in dieser Legislaturperiode eine umfassende Novellierung des Psychotherapeutengesetzes auf den Weg zu bringen, mit der unter anderem eine leistungsgerechte Bezahlung der Psychotherapeuten in Ausbildung gesichert werden soll. Außerdem fordert der Deutsche Psychotherapeutentag den Masterabschluss als Zugangsvoraussetzung zur Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten bei der Novellierung festzulegen.
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