Gesundheit

Buschfleisch: Tödliche Viren im Fluggepäck

  • Mittwoch, 11. Januar 2012

Es ist schon erstaunlich, welche Waren täglich die internationalen Flughäfen passieren. Immer wieder beschlagnahmen die Zollbehörden auch exotische Tiere oder die aus ihnen hergestellten Nahrungsmittel. Dies ist nicht nur ein Verstoß gegen Tierschutzgesetze. Die Tiere können auch als trojanische Pferde Krankheitserreger einschleppen. Vor allem der Verzehr von Buschfleisch, in Afrika eine Delikatesse, gilt als bedenklich.

Buschfleisch wird aus Affen, häufig sind es Primaten, hergestellt. Aufgrund der genetischen Ähnlichkeit zum Menschen wird die Gefahr einer Zoonose als hoch angesehen. Und im schlimmsten Fall kommt es, wie bei HIV (das auf ungeklärte Weise die Speziesgrenze vom Schimpansen zum Menschen überwand) zur Entstehung neuer Krankheitserreger.

Kristine Smith von der Forschungsorganisation EcoHealth Alliance in New York hat jetzt Buschfleisch-Proben von 9 Primaten analysiert, die auf US-Flughäfen konfisziert worden waren. Sie bediente sich dabei moderner Sequenziermaschinen. Sie erlauben innerhalb kurzer Zeit und unter vertretbarem finanziellen Aufwand, ein komplettes Screening nach Krankheitserregern, genauer deren Genen. Und die Gruppe wurde fündig. Alle Proben enthielten Virusgene. Darunter war ein Retrovirus (Simian foamy Virus) und Herpesviren (Zytomegalovirus und Lymphocryptovirus).

Die Ergebnisse lassen aufhorchen, sie bedeuten allerdings nicht, dass die Gefahr real ist. Der Nachweis von Virusgenen zeigt nicht an, dass das Buschfleisch für den Menschen infektiös war. Es kann sein, dass die Gene Relikte früherer Infektionen waren und es im Buschfleisch nicht mehr zur Bildung intakten Viren gekommen ist. Des Weiteren ist nicht klar, ob die Erreger überhaupt für den Menschen pathogen wären. Entsprechende Laborexperimente, in denen versucht wird, menschliche Zelllinien mit den Viren zu infizieren, wurden nicht durchgeführt.

Dennoch ist eine potenzielle Bedrohung nicht von der Hand zu weisen. Die Grenzbehörden sind gut beraten, die importierten Tierprodukte weiter zu untersuchen. Ein Risiko besteht nicht nur bei den illegal ins Land geschafften Tieren. Die größte Menge der jedes Jahr in die USA importierten Tiere, darunter viele Haus- und Kuscheltiere, dürfte ganz legal das Land und deren Bewohner erreichen.

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