Buyx: Jetzt impfen, was die Spritze hergibt

Köln – Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx, hält es für vertretbar, auch Geimpften härtere Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zuzumuten. „Es ist extrem frustrierend für alle Beteiligten, dass man wieder über Beschränkungen sprechen muss für Menschen, die sich selbst geschützt haben, die auch vorsichtig waren und die sozusagen ihren Beitrag längst geleistet haben“, sagte sie im ZDF-Morgenmagazin.
Doch habe der Ethikrat immer gesagt: „Wenn wirklich die Situation so schlimm ist, dass unser Gesundheitssystem an den Rand gerät, und das ist ja regional schon längst der Fall, dann ist es verhältnismäßig, sehr eingreifende Maßnahmen umzusetzen.“
Allerdings wäre es „viel besser gewesen, vor mehreren Wochen, als es die Warnungen aus der Wissenschaft auch schon gab, vorausschauender gegenzusteuern“, unterstrich die Medizinethikerin. „Aber jetzt sind wir in der Situation, in der wir sind. Da muss jetzt geimpft werden, was die Spritze hergibt, und es braucht Kontaktbeschränkungen.“
Eine allgemeine Impfpflicht habe der Ethikrat aus guten Gründen „immer sehr zurückhaltend“ bewertet, komme aber „gerade ins Nachdenken“, sagte Buyx. „Der Gesetzgeber konnte eigentlich schon davon ausgehen, dass die meisten Menschen sich selbst schützen würden und dieses Angebot annehmen würden.“
Andernfalls müsse die Lage neu bewertet werden. Daher gehe sie davon aus, dass der Ethikrat sehr bald einen Auftrag aus der Politik bekommen werde, sich mit dem Thema Impfpflicht zu befassen.
Einmal mehr sprach sie sich gegen eine Triage für Ungeimpfte aus, sollte sich die Lage auf Intensivstationen zuspitzen. „Wenn es um lebenserhaltende Maßnahmen geht, haben wir in der Medizin kein Verursacher- oder Schuldprinzip, sondern da greifen andere medizinethische Prinzipien.“ Doch gebe es Diskussionen darüber, ob zuvor Unterschiede gemacht werden dürfen, etwa über Selbstbeteiligungen.
„Gleichzeitig sollte das für uns alle und für die Politik ein Aufruf sein, so schnell wie möglich so viel wie möglich dafür zu tun, dass man überhaupt nicht in solche Auswahlüberlegungen eintritt, denn eigentlich wollen wir, dass die Medizin alle versorgt, die sie brauchen“, unterstrich Buyx.
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