C. difficile persistiert im Darm von Säuglingen

Göteborg – Der Darm vieler Säuglinge wird schon in den ersten Lebenswochen mit denselben toxin-bildenden C. difficile-Stämmen besiedelt, die bei älteren Erwachsenen schwere Darminfektionen auslösen. Eine Studie im Journal of Clinical Microbiology (2013; doi: 10.1128/JCM.01701-13) lässt vermuten, dass die Verbreitung der Erreger bei den Säuglingen zunimmt.
Das Team um Ingegerd Adlerberth von der Universität Göteborg hat Stuhlproben von Säuglingen untersucht, die an der AllergyFlora-Studie teilnahmen, die den Einfluss der Darmflora auf die Entwicklung von Allergien untersucht hat. Bei den mikrobiologischen Untersuchungen fiel auf, dassvon 184 Säuglingen 137 (74 Prozent) mit C. difficile besiedelt waren. Er gehört heute zu den häufigsten Krankenhauskeimen und ist Auslöser einer gefürchteten Antibiotika-assoziierten Diarrhoe, die infolge der Toxinbildung des Erregers einen tödlichen Verlauf nehmen kann.
Als besonders problematisch gelten die Ribotypen 001 und 014 von C. difficile. Sie wurden bei mehr als der Hälfte der 42 Säuglinge nachgewiesen, deren Stuhlproben Adlerberth jetzt bis ins Alter von 3 Jahren mehrfach untersucht hat. Nach den Ergebnissen gehört C. difficile zu den ersten Bakterien, die den Darm des Säuglings nach der Geburt besiedeln.
Der Ribotyp 001 wird in der Regel bereits in der ersten Woche erworben, und Adlerberth vermutet, dass die Erreger häufig in den Geburtsstationen übertragen wurden. Vor der Geburt ist der Darm steril. Die erste Exposition erfolgt bei der vaginalen Entbindung im Geburtskanal und aus der Umgebung.
Warum C. difficile zu den ersten Keimen im Darm der Säuglinge gehört, ist ebenso ein Rätsel wie die Tatsache, dass er in den ersten Lebensmonaten keine Beschwerden verursacht. Nach Einschätzung der Infektiologin Adlerberth hat die intestinale Besiedlung von Säuglingen mit toxin-bildenden C. difficile-Keimen in den letzten Jahrzehnten zugenommen (was aufgrund weitgehend fehlender Vergleichsdaten aber ein wenig spekulativ erscheint).
Ein weiterer Wandel scheint die längere Persistenz der Erreger bei den Säuglingen zu sein. Früher wurde C. difficile im Darm schon bald von anderen Keimen verdrängt, in der aktuellen Untersuchung waren die Keime manchmal noch im Alter von drei Jahren nachweisbar. Adlerberth könnte sich vorstellen, dass der Erreger bei einigen Kindern lebenslang persistiert (was aber ebenfalls nur eine Vermutung ist).
Dies könnte erklären, warum es nach Antibiotikatherapien häufiger zu C. difficile-assoziierten Diarrhoen kommt. Eine weitere Gefahr könnte von der Übertragung der Bakterien von den Säuglingen auf andere Menschen ausgehen (was aber bisher nur in Einzelfällen dokumentiert wurde).
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