Cave: Elektrolyt-Entgleisung durch Klistiere bei Säuglingen
Berlin – Phosphat-haltige Klistiere sind bei Säuglingen und Kindern unter sechs Jahren kontraindiziert. Ein entsprechender Hinweis findet sich im Beipackzettel von Präparaten wie Klistier® oder Klysma®, er wird aber offenbar immer wieder ignoriert. Die Folge können lebensbedrohliche Elektrolyt-Entgleisungen sein, warnt die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ).
Anlass sind die Fallmeldungen zweier sechseinhalb Monate alter Kinder, die wegen anhaltender Obstipation von den behandelnden Ärzten Phosphat-haltige Klistiere verabreicht bekamen. Bei beiden Kindern verblieb die Lösung aufgrund anatomischer Veränderungen im Darm und es kam zu Elektrolyt-Verschiebungen, die das Mädchen nicht und der Junge nur durch eine Notoperation und -dialyse überlebte.
Wird eine Phosphat-haltige Klistierlösung nicht rasch wieder ausgeschieden, komme es durch die osmotische Wirkung zu einem vermehrten Wassereinstrom in den Darm und infolgedessen zu einer Dehydratation, erläutert der AkdÄ. Gleichzeitig bestehe die Gefahr, dass die Phosphatsalze resorbiert werden, was schwere Hypernatriämien und Hyperphosphatämien zur Folge haben könne.
Als Alternativen zur Behandlung der Obstipation bei Säuglingen und Kleinkindern nennt der AkdÄ Glycerol-haltige Zäpfchen (zum Beispiel Glycilax®) und Rektallösungen mit Natriumcitrat und Sorbitol (zum Beispiel Microlax®).
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