Medizin

Chikungunya: Erste autochthone Erkrankung in Spanien

  • Dienstag, 25. August 2015
Uploaded: 25.08.2015 19:02:45 by mis Mücke
Aedes albopictus /dpa

Stockholm – Das Chikungunya-Virus, das 2007 zunächst in Anrainern des indischen Ozeans und seit 2013 auch in der Karibik eine Epidemie ausgelöst hat, wurde jetzt (zum zweiten Mal) nach Europa eingeschleppt. Wie das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) jetzt mitteilt, hat sich in der spanischen Provinz Valencia eine Person angesteckt, die in den drei Wochen zuvor nicht in Endemie-Länder gereist war.

Die Epidemie in der Karibik, wo laut der Pan American Health Organization seit Dezember 2013 insgesamt 1,6 Millionen Menschen am Chikungunya-Fieber erkrankt sind, erreicht Europa immer häufiger über Touristen und Geschäftsleute. Da die Karibik ein beliebtes Urlaubsgebiet ist, stieg die Zahl der importierten Erkrankungen in den letzten Jahren. Das Robert Koch-Institut verzeichnete im letzten Jahr 162 importierte Infektionen an Chikun­gunya-Fieber. In den Vorjahren waren es jährlich 9 bis 54 Erkrankungsfälle gewesen.

Eine autochthone Verbreitung in Europa war nur eine Frage der Zeit, da sich mit der asiatischen Tigermücke, Aedes albopictus, ein Überträger des Chikungunya-Virus zuletzt in Südeuropa ausgebreitet hat. Am nördlichen Mittelmehr ist sie in einem Band von Südspanien bis Griechenland endemisch, die italienische Halbinsel eingeschlossen. In Italien hatte es in der Provinz Ravenna bereits im Herbst 2007 einen regional begrenzten Ausbruch des Chikungunya-Fiebers mit etwa 200 Fällen gegeben. Das Virus war damals vermutlich von Inseln des indischen Ozeans eingeschleppt worden. 

Wie das Virus jetzt in die Provinz Valencia gelangte, ist nicht bekannt. Der Patient, ein 60-jähriger Mann, der während einer Reise im Département Hérault an der Mittelmeer­küste Frankreichs erkrankte, hat die Endemieländer in den Wochen vor der Erkrankung nicht besucht. Die ECDC geht deshalb davon aus, dass er sich in seiner Heimat in Gandía in der Provinz Valencia angesteckt hat.

Dort ist Aedes albopictus seit 2013 endemisch und in der Region hat es (im Gegensatz zum Département Hérault) in letzter Zeit importierte Chikungunya-Erkrankungen gegeben. Einer dieser Touristen, die das Virus in der Karibik oder dem indischen Ozean erworben hat, könnte während der virämischen Phase der Erkrankung von einem Exemplar von Aedes albopictus gestochen worden sein. Und diese Mücke muss das Virus dann durch einen erneuten Stich an den 60-jährigen Mann weitergegeben haben. 

Die Erfahrungen aus Ravenna zeigen, wie schnell es zu einer lokalen Ausbreitung kommen kann. Das ECDC rät deshalb allen Personen der Region, einschließlich der Touristen aus anderen Ländern, auf Symptome der Erkrankung zu achten. Das Chikungunya beginnt zwei bis sieben Tage nach der Infektion mit einem schnellen Fieberanstieg sowie Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen.

Die häufig beidseitig auftretenden Gelenkbeschwerden können nach Entfieberung noch Wochen oder Monate lang anhalten. Bei einem Viertel der Erkrankungen kommt es zu hämorrhagischen Komplikationen in Form von Petechien oder Nasenbluten. Im Gegensatz zu anderen hämorrhagischen Fiebern wie Ebola verläuft das Chikungunya-Fieber selten tödlich. Einen Impfstoff gibt es derzeit nicht.

rme

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