Ausland

Chinas Regierung zweifelt Studie zu Schweinegrippe-Virus mit Pandemierisiko an

  • Mittwoch, 1. Juli 2020
Zhao Lijian, Sprecher des chinesischen Außenministeriums, spricht bei einer Pressekonferenz. /picture alliance, kyodo
Zhao Lijian, Sprecher des chinesischen Außenministeriums, spricht bei einer Pressekonferenz. /picture alliance, kyodo

Peking – Die Regierung in Peking hat die Aussagekraft einer Studie über ein neues Schweinegrippe-Virus mit Pandemiepotenzial angezweifelt. Experten seien zu dem Schluss gekommen, dass der Umfang der Proben in dem Bericht klein und nicht reprä­sen­tativ sei, sagte Außenamtssprecher Zhao Lijian heute bei seiner regelmäßigen Presseun­ter­richtung in Peking.

Die zuständigen Behörden und Experten behielten den neuen Erreger G4 aber weiter im Blick und verschickten Warnungen, sagte Zhao. Gestern hatte er auf G4 angesprochen ver­sichert, China habe diese Entwicklung aufmerksam beobachtet und werde alle erfor­derlichen Maßnahmen ergreifen, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Forscher mehrerer chinesischer Universitäten und des chinesischen Zentrums für Krank­heitsbekämpfung und -prävention hatten in der US-Fachzeitschrift PNAS vor einem neuen Schweinegrippe-Erreger mit Pandemiepotenzial gewarnt. Der vom H1N1-Virus abstammende Erreger G4 habe „alle wesentlichen Eigenschaften, um Menschen infizieren zu können“. H1N1 hatte 2009 eine Pandemie mit weltweit rund 18.500 Toten ausgelöst.

Für die Studie nahmen Forscher von 2011 bis 2018 insgesamt 30.000 Nasenabstriche von Schweinen in Schlachthöfen in zehn chinesischen Provinzen sowie in einer Tierklinik. Untersuchungen mit dem G4-Virus ergeben demnach, dass der Erreger hochinfektiös ist, schwerwiegende Symptome verursachen und sich in menschlichen Zellen vermehren kann. Den Wissenschaftlern zufolge waren bereits 10,4 Prozent der Mitarbeiter von Schweinezuchtbetrieben und Schlachthöfen infiziert.

Die Hauptsorge der Wissenschaftler ist, dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragen werden könnte. Dafür gibt es bislang keinen Nachweis. Der Veterinärmediziner James Wood von der Universität Cambridge kommentierte, die Studie sei eine „Erinnerung“ an die fortwährende Gefahr, dass Menschen von insbesondere bei Nutztieren auftretenden Erregern befallen werden und sich eine Pandemie entwickelt.

China wird mitunter für die Pandemie mit SARS-CoV-2 verantwortlich gemacht, durch die weltweit bereits mehr als eine halbe Million Menschen starben. Das Coronavirus war Ende vergangenen Jahres in der chinesischen Metropole Wuhan erstmals bei Menschen festgestellt worden. Es soll von Fledermäusen über eine andere Tierart auf den Menschen übergesprungen sein.

afp

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