Medizin

Chinawurzel: Forscher isolieren Wirkstoff gegen neuropathische Schmerzen

  • Freitag, 3. Januar 2014

Irvine – Das Herbalom-Projekt, eine gemeinsame Initiative chinesischer und amerika­nischer Pharmakologen, hat zur Entdeckung eines neuen Schmerzmittels geführt. Der Wirkstoff DHCB (Dehydrocorybulbin) hat in tierexperimentellen Studien in Current Biology (2014; 10.1016/j.cub.2013.11.039) auch neuropathische Schmerzen gelindert, ohne dass es zu einer Toleranzentwicklung kam. Die Isolierung des Wirkstoffs könnte zur Entwicklung eines neuen Analgetikums führen.

Der Deutsche Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz schätzt, das 6 Prozent der deutschen Bevölkerung unter neuropathischen Schmerzen leiden. Sie sind die Folge von strukturellen Nervenschädigungen und können nach Operationen, im Rahmen von Diabetes, nach Herpes zoster oder Schlaganfällen sowie bei Patienten mit multipler Sklerose auftreten. Die medikamentöse Behandlung neuropathischer Schmerzen ist derzeit nicht zufriedenstellend.

In China greifen die betroffenen Menschen auf pflanzliche Arzneimittel zurück, unter denen ein Team um Olivier Civelli von der Universität von Kalifornien in Irvine systema­tisch nach potenziellen neuen Schmerzmitteln gesucht hat. Insgesamt 500 Bestandteile aus zehn Mitteln der Traditionellen Chinesischen Medizin wurden zunächst im Labor und dann im Tierexperiment auf ihre schmerzlindernde Wirkung untersucht.

Die kalifornischen Forscher arbeiten dabei mit einem Team vom Institute of Chemical Physics in Dalian in der Provinz Liaoning zusammen. Das Herbalom genannte Projekt sucht seit einiger Zeit systematisch in chinesischen Heilpflanzen nach möglichen neuen Wirkstoffen.

Das Screening führte zur Entdeckung eines Wirkstoffs mit schmerzlindernder Wirkung: Dehydrocorybulbin (DHCB) ist ein Bestandteil der Wurzeln von Corydalis yanhusuo (Yan Hu Suo). Die Pflanze gehört zur Gruppe der Lerchensporne. Sie ist in Sibirien, Nordchina und Japan heimisch. Extrakte aus der Wurzel werden laut Civelli in der Traditionellen Chinesischen Medizin zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden sowie bei Brust- und Bauchschmerzen eingesetzt.

Die Forscher können Dehydrocorybulbin mittlerweile chemisch synthetisieren. Die Laboruntersuchungen zeigen, dass sich sein Wirkungsmechanismus von Nicht-steroidalen Antiphlogistika und Opioiden unterscheidet. Laut Civelli ist DHCB ein mittelstarker Antagonist am Dopamin 2-Rezeptor.

Der Wirkstoff erzielte bei Mäusen seine beste Wirkung gegen thermisch induzierte Schmerzen, die ein Modell für neuropathische Schmerzen sind. Ob er auch beim Menschen wirksam ist, wurde bisher  nicht untersucht. Zunächst muss die Toxizität des neuen Analgetikums näher untersucht werden. Dies geschieht zunächst in weiteren tierexperimentellen Studien.

Erst nach deren Abschluss kommen klinische Studien infrage. Aus dem jahrhunderte­langen Einsatz des Naturheilmittels kann laut Civelli nicht einfach auf eine Unbedenk­lichkeit des chemisch isolierten Wirkstoffs geschlossen werden.

rme

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung