Chirurgen und Intensivmediziner wollen keinen „Facharzt für Notfallmedizin“
Berlin – Ärzteverbände haben davor gewarnt, das Berufsbild „Facharzt für Notfallmedizin“ einzuführen. Sie befürchten, dass sich ansonsten die Behandlungsqualität in deutschen Notaufnahmen nachhaltig verschlechtern könnte. Aufgrund des anhaltenden Mangels an Fachmedizinern in deutschen Kliniken hatte die Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin eine entsprechende Facharztausbildung gefordert.
„Was zunächst verlockend klingt, ist in Wirklichkeit eine Mogelpackung“, warnten der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC), die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie sowie die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin. Während derzeit in deutschen Notaufnahmen voll ausgebildete Chirurgen, Internisten, Neurologen, Kinderärzte und Gynäkologen sowie andere Fachgruppen zusammenarbeiteten, würde es in Zukunft dort zusätzlich den Facharzt für Notfallmedizin geben, der nur Bruchteile des Wissens der einzelnen Fachgebiete erlerne.
„Das wäre ein qualitativer Rückschritt und eine Gefahr für die Patienten", warnte BDC-Vizepräsidentin Julia Seifert. Deutschland nehme bei der Versorgung von Unfallopfern, Herzinfarkt- oder Schlaganfallpatienten europaweit eine Spitzenposition ein. Das sei auch darauf zurückzuführen, dass in deutschen Rettungsstellen, Traumanetzwerken, Stroke units und Herzkatheterplätzen spezialisierte Mediziner aller Fachgruppen eng zusammenarbeiteten.
Dagegen hätten einige andere europäische Länder wie Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Großbritannien aufgrund finanzieller und personeller Lücken inzwischen den Facharzt Notfallmedizin etabliert. „Die Rettungsmedizin hängt dort jedoch hinterher, weshalb sich viele Deutsche im Akutfall nach Hause fliegen lassen“, so die Verbände. So seien allein im vergangenen Jahr 14.100 Urlauber durch den ADAC zurücktransportiert worden.
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