Chirurgen warnen vor Burnout bei Ärzten

Berlin – Immer mehr Krankenhausärzte resignierten vor überbordender Bürokratie, ökonomischem Druck und zunehmender Arbeitsverdichtung. Darauf macht die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) aufmerksam. Sie mahnt, Ärzte von Verwaltungsarbeiten zu entlasten und Beruf und Familie besser miteinander vereinbar zu machen.
Dass die Burnout-Raten bei den Medizinern zunehmen, ist laut DGCH unter Experten unstrittig. „Alle Studien, ob national oder international, belegen einen Anstieg“, berichtet Hans-Peter Unger, Chefarzt des Zentrums für seelische Gesundheit am Asklepios-Klinikum Harburg, für die Fachgesellschaft. Gründe dafür seien ein Übermaß an Bürokratie, Arbeitsverdichtung, Multitasking, häufige Unterbrechungen sowie fachfremde ökonomische und politische Zwänge. „Hinzu kommen Patienten, die informierter und kritischer geworden sind“, ergänzte Unger.
Die DGCH weist auf eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Zusammenarbeit mit dem Medizinischen Fakultätentag und der Bundesvereinigung der Medizinstudierenden unter knapp 14.000 Medizinstudierenden hin, dem „Berufsmonitoring Medizinstudierende“. Danach streben rund 70 Prozent der Studierenden eine Tätigkeit in der ambulanten Medizin an, vor allem in angestellter Position in einer Gemeinschaftspraxis oder einem Medizinischen Versorgungszentrum.
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), Matthias Anthuber, fordert daher ein Umsteuern. „Bundesgesundheitsminister Jens Spahn würde dem Medizinstandort Deutschland einen großen Dienst erweisen, wenn er sich dafür einsetzte, die überbordende bürokratische Tätigkeit, die Klinikärzten inzwischen zugemutet wird, zurückzuführen“, sagte Anthuber.
Im Augenblick müssten sich deutsche Ärzte viel zu sehr mit arztfremden und patientenfernen Tätigkeiten beschäftigen. Zudem sollten Kliniken sich mehr in der Kinderbetreuung engagieren. „Wir brauchen Klinik-Kitas mit angemessenen Öffnungszeiten, um dem chirurgischen Nachwuchs im Sinne der Vereinbarkeit von Beruf und Familie attraktive Arbeitsbedingungen zu bieten“, so der DGCH-Präsident.
Das Ende Januar erschienene „Berufsmonitoring Medizinstudierende“ signalisiert, dass das Interesse der Medizinstudierenden an der Chirurgie sinkt. Bei der Befragung konnten sich 24,3 Prozent der befragten Medizinstudierenden eine Weiterbildung in der Chirurgie vorstellen. 2010 waren es noch 29,3 Prozent der Befragten.
Offenbar sinkt die Attraktivität auch während des Studiums: Während in der Vorklinik noch 32,4 Prozent der Studierenden für die Chirurgie als Berufsziel votierten, gaben in den klinischen Semestern nur noch 21,3 Prozent und im Praktischen Jahr nur noch 18,1 Prozent die Chirurgie als ein Wunschfach an.
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