Ärzteschaft

Chirurgie: Ordinarien warnen vor Entakademisierung

  • Donnerstag, 20. März 2014

Köln – Die Kennzifferkultur in der Chirurgie, die im Schatten der Exzellenzinitiative Einzug gehalten habe, kritisieren der aktuelle Sprecher des chirurgischen Ordinarienkonvents der deutschen Universitäten und sein Vorgänger in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes. Dies habe dazu geführt, dass die damit verbundene Leistungsrhetorik und die Elitenormen noch einmal verstärkt und bestätigt worden seien, schreiben Christian Friedrich Vahl und Heinz Becker.

Eine Neustrukturierung ehrgeiziger medizinischer Fakultäten nach diesen Kennziffern finde bereits statt. Dazu gehöre nicht nur die vielfach bereits umgesetzte Mittelvergabekultur von Forschungsförderungsmitteln nach Kennziffern (Impactpunkte, Drittmittel), sondern auch eine chirurgische Fächerkultur nach Kennziffern, also die Einrichtung und den Erhalt von Lehrstühlen in den Bereichen, die „impact-punkt-stark“ sind, und der Verzicht auf andere, etwa die Kinderchirurgie.

Die Idee, dass sich Chirurgen auf die Operationsausführung beschränken sollten, greife auch in den Universitätskliniken immer mehr um sich. So seien in vielen Universitäten Abteilungen ohne wesentliche Aufgaben in Forschung und Lehre berichten, berichten Vahl und Becker: „Die Fähigkeit, spezielle Operationen in ausreichender Zahl durchzuführen, war oft der wichtigste Maßstab, und verwundert stellt man heute fest, dass auch die akademische, ärztliche und chirurgische Qualität ein sinnvoller Parameter gewesen wäre.“

Eine schleichende Entakademisierung der Universitätskliniken werde auch den einzelnen Chirurgen treffen, dem die akademische Infrastruktur genommen werde: „Er müsste dann doch genau zu dem reinen Handwerker werden, den manche anderen Kollegen bereits in ihm sehen wollen, obwohl dieses eine Rolle ist, die jeder akademische Chirurg bisher erfolgreich abwehren konnte.“

JF

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