Chlamydien: Impfstoff besteht ersten klinischen Test

Kopenhagen – Ein in Dänemark entwickelter Impfstoff gegen Chlamydia trachomatis hat sich in einer ersten klinischen Studie als gut verträglich erwiesen. Laut der Publikation in Lancet Infectious Diseases (2019; doi: 10.1016/S1473-3099(19)30279-8) erzeugte der Impfstoff eine Immunantwort, die auch in der vaginalen Schleimhaut nachweisbar war, über die die meisten Infektionen erfolgen.
C. trachomatis ist die häufigste durch Bakterien sexuell übertragbare Erkrankung. Weltweit soll es jährlich zu 131 Millionen Neuerkrankungen kommen. Betroffen sind meist Frauen, die nach einer unbemerkten Infektion eine chronische Entzündung im kleinen Becken entwickeln. Bei einer Beteiligung von Eileiter oder Eierstock kommt es nicht selten zur Unfruchtbarkeit. Bei Männern kann C. trachomatis eine Prostatitis oder Epididymitis auslösen, die aber relativ selten sind.
Da ein Chlamydienscreening (das in Deutschland Frauen unter 25 Jahren angeboten wird) mit anschließender Antibiotikabehandlung die starke Verbreitung bei jüngeren sexuell aktiven Menschen bisher nicht spürbar eingeschränkt hat, wäre ein Impfstoff sicherlich willkommen. Er wäre allerdings nur dann effektiv, wenn er eine Immunität auf den Schleimhäuten erzielt, die vom Bakterium befallen werden.
Ein am Statens Serum Institut in Dänemark in 15 Jahren (EU-finanzierter) Forschungsarbeit entwickelter Impfstoff scheint hierzu in der Lage zu sein. Die Vakzine, die das rekombinant produzierte Teilprotein CTH522 enthält, wurde jetzt an einer Klinik in London erstmals an gesunden Frauen im Alter von 19 bis 45 Jahren getestet, die nachweislich nicht mit C. trachomatis infiziert waren.
Es wurden zwei unterschiedlich adjuvantierte Impfstoffe getestet. Der erste enthielt Liposomen, die die zelluläre Immunität unterstützen sollen. Dem anderen wurde Aluminiumhydroxid zugefügt, das in erster Linie die Bildung von Antikörpern verstärkt.
Die 35 Teilnehmerinnen der Phase 1-Studie erhielten an den Tagen 0, 28 und 112 drei intramuskuläre Injektionen des adjuvantierten Impfstoffes oder ein Placebo in den M. deltoideus des Arms injiziert. An den Tagen 126 und 140 folgten zwei intranasale Applikationen des Impfstoffs ohne Adjuvans oder ein Placebo.
Wie Helene Juel vom Statens Serum Institut in Kopenhagen und Mitarbeiter jetzt berichten, wurden alle Impfungen von den Teilnehmerinnen gut vertragen. Es kam zwar nach den intramuskulären Injektionen der Impfstoffe häufiger zu Schmerzen, Berührungsempfindlichkeit oder Bewegungseinschränkungen als in der Placebogruppe. Diese Lokalreaktionen wurden jedoch als mild eingestuft und klangen nach zwei bis vier Tagen vollständig ab. Nach den beiden intranasalen „Boostern“ kam es nicht häufiger zu Nebenwirkungen als in der Placebogruppe.
Beide Impfstoffe lösten laut Juel bei allen Frauen die Bildung von IgG-Antikörpern aus, wobei der mit Liposomen versehene Impfstoff sogar höhere Titer erreichte. Die Untersuchung der Schleimhautsekrete ergab, dass auch IgA-Antikörper erzeugt wurden. Damit besteht die Chance, dass das Immunsystem die Chlamydien abfängt, bevor diese die Epithelien der Schleimhaut infizieren können.
Ob die Immunreaktion die Frauen tatsächlich vor einer Infektion schützen würde, müssen jetzt größere Feldstudien zeigen. Zunächst wollen die Forscher jedoch den mit Liposomen adjuventierten Impfstoff in einer Phase-2a-Studien weiter untersucht. Langfristig könnte der Impfstoff laut Juel gut mit der Impfung gegen HPV kombiniert werden, die heute in vielen Ländern jüngeren Frauen angeboten wird.
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