Vermischtes

Chorproben auch in Pandemiezeiten grundsätzlich möglich

  • Donnerstag, 9. Juni 2022
/hayo, stock.adobe.com
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Freiberg/Leipzig – Chorproben können bei einem regelmäßigen Luftaustausch und mithilfe eines einfachen Sensors so erfolgen, dass die CO2-Konzentration und damit die Aerosole in der Raumluft unter dem für eine Infektion kritischen Bereich bleiben.

Das berichtet ein Forschungsteam der Technischen Universität (TU) Bergakademie Freiberg und der Universität Leipzig im Fachmagazin Journal of Voice (DOI: 10.1016/j.jvoice.2022.05.003).

„Ausgeatmete Luft enthält neben den Aerosolen auch CO2. Aerosole reichern sich besonders in Bereichen mit hoher CO2-Konzentration an. Enthalten die Aerosole Viren, steigt in diesen Bereichen auch das Risiko für ihre Übertragung durch die Luft“, erläutert Rüdiger Schwarze von der Professur für Strömungsmechanik und Strömungsmaschinen der TU Bergakademie Freiberg.

Das Team installierte für die Studie in einem Probenraum ein Sensorfeld mit zehn Messständern und je drei Messsonden, mit deren Hilfe sie die Luftqualität auf drei verschiedenen Ebenen – auf Hüfthöhe, Mundhöhe und über dem Kopf – kontinuierlich überprüften, um den CO2-Gehalt und damit die Aerosolausbreitung während der Chorprobe zu erfassen,

Die Forscher haben daraus eine Art Formel für sichere Chorproben abgeleitet: In einem 200 Kubikmeter großen Raum ist jede singende Person für den Anstieg der CO2-Konzentration um rund 1,8 ppm pro Minute verantwortlich – ein ppm entspricht einem zehntausendstel Prozent. Somit lässt sich die Zeit ermitteln, die eine Chorgruppe ohne erhöhtes Ansteckungsrisiko proben kann.

„Proben 15 Personen in einem Klassenzimmer, wird eine kritische CO2-Konzentration von 800 ppm nach 15 Minuten erreicht, zehn Personen können dagegen 22 Minuten ohne Lüften singen. Wird der Raum in diesen Zeitabständen regelmäßig für fünf Minuten stoßgelüftet oder eine raumlufttechnische Anlage verwendet, sinkt die CO2-Konzentration rasch ab und es kann sicher geprobt werden“, erläutert Lennart Heinrich Pieper vom Zentrum für Musikermedizin der Universität Leipzig.

„Die CO2-Messung ist natürlich nur ein Baustein im Kontext aller Hygienemaßnahmen, um das Infektionsrisiko zu senken. Aber eben ein für Chöre sehr praktikabler – und das gilt für das Coronavirus wie auch für andere Viren in möglichen zukünftigen Pandemiesituationen“, ergänzte Michael Fuchs, Leiter des Zentrums.

Die Arbeitsgruppe empfiehlt, zusätzlich einen CO2-Sensor in Deckennähe eines ausreichend großen Probenraumes anzubringen. Empfehlenswert sei auch, wenn Sängerinnen und Sänger die üblichen Aufwärmübungen ihrer Stimme alleine Zuhause oder im Auto durchführten.

hil

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