Chronische Schmerzen, weil der Arztbesuch ausbleibt

Berlin – In Deutschland leben viele jüngere Menschen unnötig mit chronischen Schmerzen. Das geht aus einer aktuellen Umfrage unter 1.000 Menschen von Boston Scientific hervor. Ein Grund ist offenbar fehlende Zeit, um zum Arzt zu gehen.
Der Erhebung zufolge gaben unter den 18- bis 34-Jährigen rund 41 Prozent an, keine Diagnose zu haben und mit den Schmerzen zu leben. Sie begründeten dies am häufigsten damit, einen Arztbesuch zeitlich nicht einrichten zu können. Stattdessen greifen die Befragten zur Selbstmedikation. Rund 44 Prozent gaben an, sich mit frei erhältlichen Schmerzmitteln selbst zu therapieren.
Dies ist ein sehr viel höherer Anteil im Vergleich zu den Befragten über 55 Jahren. In dieser Altersklasse berichteten 23 Prozent, keine Zeit für einen Arzttermin zu haben. Rund 25 Prozent nahmen demnach frei verkäufliche Schmerzmittel ein.
Jarek Maciaczyk, Leiter der Sektion stereotaktische und funktionelle Neurochirurgie der Neurochirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Bonn, rät Betroffenen, sich frühzeitig professionellen Rat zu holen. Die Suche nach geeigneten Behandlungsmethoden sei wichtig, um die Leidenszeit zu verkürzen, betonte er. Laut Umfrage ist der Effekt einer professionellen Schmerzbehandlung hoch. Dreiviertel der Befragten nehmen sie als Verbesserung ihrer Situation wahr.
Maciaczyk wies auch darauf hin, dass für chronische Schmerzpatienten ein verständnisvolles Umfeld und sensibilisierte Praxen wichtig seien. Das gelte vor allem, wenn man durch die chronischen Schmerzen ohnehin schon beeinträchtigt sei.
In der Umfrage hatten vor allem weibliche Studienteilnehmerinnen (38 Prozent) berichtet, dass sie sich von ihrem familiären Umfeld in Bezug auf die chronischen Schmerzen nicht wahrgenommen oder verstanden fühlen. In Partnerschaften gab dies fast jede dritte Frau an. Auch in Bezug auf den Arztbesuch befürchteten 28 Prozent der befragten Frauen, von ihrem Arzt nicht ernstgenommen zu werden.
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