Ciclosporin A: Neue Therapieoption bei Keratoconjunctivitis vernalis
London – Die Keratoconjunctivitis vernalis, eine seltene Augenerkrankung mit immunologisch-allergischer Komponente, kann demnächst mit Ciclosporin-A-haltigen Augentropfen behandelt werden. Der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat sich für die Zulassung des Präparates eines japanisch-finnischen Herstellers ausgesprochen.
Die Keratoconjunctivitis vernalis (VKC) ist eine beidseitige, rezidivierende Bindehautentzündung, die schubweise – bevorzugt im Frühjahr („vernalis“) – auftritt. Die Ursache ist nicht bekannt, eine allergische Komponente ist jedoch unverkennbar: Bei vielen Patienten ist die Erkrankung mit anderen atopischen Erkrankungen vergesellschaftet, bei etwa jedem zweiten Patienten lässt sich eine IgE-vermittelte Überempfindlichkeit nachweisen.
Mit 1 bis 3 Erkrankungen auf 10.000 Personen ist die VKC relativ selten. Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche, bei denen die Bindehautentzündung mit Juckreiz, Tränenfluss, Lichtscheu und Fremdkörpergefühl schon bald zur Ausbildung von Riesenpapillen im Bereich des Tarsus führt, dem knorpeligen Anteil von Ober- und Unterlid. Am Übergang von der Konjunktiva zur Kornea können sich gelatinöse, gelb-weiße Ablagerungen bilden, die „Horner-Trantas dots“. Gefürchtet sind Verletzungen der Hornhaut („Schildulkus“).
Die Behandlung erfolgt nach einer Allergenvermeidung lokal mit Augentropfen, die Antihistaminika, Mastzellstabilisatoren oder auch Kortikosteroide enthalten. Eine längere Kortison-Therapie sollte jedoch vermieden werden, da der Augeninnendruck ansteigen kann (Gefahr: Glaukom) und die Augenlinse sich trüben kann (Gefahr: Katarakt). Es wird deshalb seit längeren nach Alternativen gesucht. Calcineurininhibitoren wie Ciclosporin A oder Tacrolimus werden seit längerem „off label“ unter Verwendung von Apotheker-Rezepturen angewendet.
Demnächst – wenn die EU-Kommission die erwartete Zulassung erteilt hat – können die Patienten das Präparat Verkazia des Herstellers Santen anwenden, der sich auf die Herstellung von Augenmedikamenten spezialisiert hat.
Verkazia wurde in einer klinischen Phase-III-Studie an 169 Patienten mit schwerer VKC geprüft. Die Teilnehmer der Studie hatten ihre Bindehautentzündung über vier Monate täglich mit Augentropfen behandelt, die entweder Ciclosporin A oder Placebo enthielten. Unter der Behandlung mit Verkazia wurde laut EMA eine deutliche Verbesserung der Hornhautläsionen erzielt. Die VKC-Symptome (Lichtempfindlichkeit, Juckreiz, tränende Augen und Sekretbildung) haben sich verbessert.
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